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Ausstellungen

Wie das Bauhaus nach Weimar kam — Ein Archiv von Hitze und Kälte

Ausstellung Sa., 18.08.2018–So., 11.11.2018

Torsten Blume: Farbensport, 2018, Bild: Thomas Müller

Lesedauer etwa 3:26 Minuten

Eröffnung

Do, 17.8.2018 | 20 Uhr

Finissage

So, 11.11.2018 | 18 Uhr

Im Vorfeld des Bauhausjubiläums eröffnete das 29. Weimarer Kunstfests in einer dreiteiligen Ausstellung ein Archiv – eine Wunderkammer. Fundstücke und Kunstwerke, Objekte und Dokumente zeichnen Ideengeschichten und Atmosphären des frühen Bauhauses nach und materialisieren, wie das Bauhaus zu einer Schule wurde, in der die junge Weimarer Demokratie das gesellschaftliche und ästhetische Gleichgewicht übte. Briefe, kosmische Raumberechnungen, Zeitungsschnipsel, Wetterprognosen, thermische Kunstfiguren, Gleichgewichtsübungen, obskure Modelle, Notizen und Fotografien laden zu einem Spaziergang durch eine etwas andere Bauhausgeschichte ein. Seit dem 7.9.2018 neu arrangiert, wird die Ausstellung bis zum 11.11.2018 allein in der ACC Galerie zu erleben sein. Aus 3 mach 1: Das Archiv ist nun verdichtet, zahlreiche der historischen und zeitgenössischen Dokumente, Texte und aktuellen künstlerisch-gestalterischen Positionen aus der ehemaligen Dorfner-Werkstatt und dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens, den ersten beiden seiner Stationen, sind nun in der ACC Galerie Weimar konzentriert und geballt sichtbar. Für all Jene, die zurückkehren möchten oder noch keine Gelegenheit hatten, die Ausstellung zu sehen.

Das von Janek Müller und Niklas Hoffmann-Walbeck wie ein Spiel mit einem Kristall entworfene Archiv von Hitze und Kälte macht die Geschichte des frühen Bauhauses als ein gestaltend forschendes Erkunden neuer Gleichgewichte in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg lesbar. Es stellt nun mit hundert Exponaten in zwanzig Räumen Ideen, Motive und Projekte vor, mit denen das Bauhaus 1919 nach Weimar kam bzw. Gegenwartskünstler(innen) inspirierte — von den hitzigen Anfängen zur kühlen Vernunft.

Die Kuratoren: Janek Müller und Niklas Hoffmann-Walbeck

Janek Müller hat nach seiner Tätigkeit als Theater- und Festivalmacher in Weimar an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und am Haus der Kulturen der Welt in Berlin gearbeitet, wo er Projekte wie Das Anthropozän-Projekt (ab 2013) und 100 Jahre Gegenwart (2015-18) betreute. Außerdem entwickelte er szenografische Projekte, wie z.B. Raumapparate (2009) oder die Studentensektion der Prager Quadriennale (2012). Niklas Hoffmann-Walbeck hat Geografie und Literaturwissenschaft studiert und arbeitet als Programmassistent am Haus der Kulturen der Welt. Beide haben zuletzt im Rahmen des Projekts Große Pläne! Die angewandte Moderne in Sachsen-Anhalt 1919-1933 (2016) Ausstellungen am Bauhaus in Dessau und am Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg erarbeitet.

Begleitpublikation

Unter dem Titel Ein Archiv von Hitze und Kälte wurde im Rahmen des Kunstfestes Weimar eine Begleitpublikation zur Ausstellung veröffentlicht. Texte und Materialien, u.a. von Autor(inn)en wie Ines Weizmann, Sophia Gräfe, Anna Zett, Helmut Lethen oder Hartmut Böhme, umkreisen die Themen „Hitze“ und „Kälte“ in ihrer künstlerisch-gestalterischen, historischen und gesellschaftlichen Dimension. Aktuelles Bildmaterial spiegelt sich in historischen Fotografien und Grafiken. Eine umfangreiche Chronologie vermittelt ein Zeitbild des Wirkens des Bauhauses und der Bauhäusler(innen) in Weimar und schafft so einen historischen Resonanzraum für die zeitgenössischen Fragestellungen. Ein grundlegender Text gibt Auskunft über die Bauhausmeisterin Gertrud Grunow und ihren Unterricht am Bauhaus, der „Harmonisierungslehre“. Auch andere Texte widmen sich Arten und Weisen der Herstellung von Gleichgewichten. An der Ausstellung beteiligte Künstler wie Moritz Wehrmann, Luiz Zanotello, Timm Ulrichs und der künstlerische Forscher Torsten Blume geben Auskunft über die Hintergründe ihrer gezeigten Arbeiten. Die Publikation erweitert den Ausstellungsrundgang in Form eines Material- und Lesebuchs und wird so selbst zu einem Archiv-Objekt der Schau.

Sie ist kostenfrei in der Galerie erhältlich. Ihr Inhalt wurde von den Kuratoren Janek Müller und Niklas Hoffmann-Walbeck zusammengetragen und vom Leipziger Grafikdesignbüro Happy Little Accidents gestaltet. Format 21,5 x 15cm, 192 Seiten, s/w, 19 Texte und zahlreiche Kurztexte, 84 Abbildungen.

Pressestimmen zur Ausstellung:

die Tageszeitung (taz), 23.08.2018, Katrin Bettina Müller: "Tanzen Sie die Farbe Blau"
In Weimar war sie noch virulent, die Diskussionen um Farben, um Symbole und universalistische Zeichen. Die Ausstellung dokumentiert dies in Briefen. Aber auch frühe Hetzschriften gegen des Bauhaus sind zu sehen. So entsteht ein Bild von der politisch aufgeheizten Stimmung der Gründerjahre und von dem visionären Überschuss. ... Vergessen ist die irrlichternde Seite des Bauhauses, die Müller und Hoffmann-Walbeck betonen, zwar nicht, aber sie ist im Image der Schule weniger präsent.

neues deutschland, 28.08.2018, Stefan Amzoll: "Kein Hauch von Prunk"
"Ich bitte um eine kleine Werkstatt, in der ich auch schlafen kann." Berührend sind die Briefe künstlerisch ambitionierter junger Bewerber an die frisch gegründete Schule, nachsuchend um einen Raum, in dem man auch wohnen und kochen kann, wo es warm und trocken ist. Die Ausstellung Wie das Bauhaus nach Weimar kam – Ein Archiv von Hitze und Kälte zeigt Kopien dieser Dokumente. … Gropius versammelte zunächst ausschließlich Maler. Seine Devise lautete: "Wir Künstler müssen in dieser Zeit das Eisen schmieden, solange es heiß ist." Die Stimmung sei »sympathisch radikal«. Zu lesen ist das so in der über die Ausstellung informierenden Begleitschrift, die auf die Kategorien Hitze und Kälte fokussiert und inhaltlich weit über das knappe Konvolut der Ausstellung hinausführt. Das Bauhaus sei auch eine Antwort auf die hitzeintensiven Arbeiten der Expressionisten gewesen.

Thüringische Landeszeitung, 18.08.2018, Antje Lauschner: "Archiv von Hitze und Kälte"
Eine buntbedruckte Jacke mit der Farbenlehre von Johannes Itten und drei Steine in den Bauhaus-Symbolen Kreis, Dreieck, Quadrat: Die beiden Exponate stehen für die Ausstellung Wie das Bauhaus nach Weimar kam, die im Rahmen des Kunstfests Weimar gezeigt wird. … Wer [..] bekannte Kunstwerke der Bauhäusler und ihrer Schüler erwartet, wird enttäuscht. […] Wie das Bauhaus nach Weimar kam bewegt sich [...] abseits ausgetretener Pfade.

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