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Künstler*innen

Hancock Shaker Village

Hancock Shaker Village

Lesedauer etwa 3:30 Minuten

Die Shaker: Eine lebendige Gemeinschaft

Die ideale Religion:

Gründerin der Shaker ist Ann Lee oder "Mother Ann", die 1774 wegen der Vorzüge der religiösen Freiheit, die das junge und wachsende Land anbot, aus England nach Amerika kam. Ihre Erscheinung war inspirierend für 21 Gemeinschaften in den USA, die landläufig als die Shaker bekannt sind. Sie bekamen diesen Namen, nachdem Leute aus der Außenwelt Augenzeugen ihrer Form des Gottesdienstes wurden, der Tanzen, Händeklatschen und Schütteln einbezog.

Nach 1788 waren die Shaker in voneinander getrennten Dörfern versammelt, jedes aus verschiedenen "Familien" bestehend. Zwei Elders (Älteste) und zwei Eldresses (weibliche Älteste) bewerkstelligten das geistliche Leben eines jeden Dorfes, unter Assistenz zweier Diakonen und zweier Diakoninnen, die die Geschäfte zeitweilig betreuten.

Gemeinsam praktizierten die Shaker ihre Glaubensgrundsätze: Zölibat, Schuldbekenntnis der Sünden, Kommunalismus und Abgrenzung von der Welt. Sie glauben, dass Gott Mann und Frau gleichermaßen ist und erkennen die Gleichheit der Geschlechter und Rassen an. Die Shaker glauben, dass wir in einer idealen Welt alle Brüder und Schwestern sind, mit den gleichen Rechten und Privilegien, was auch die Art der Organisation ihrer Dörfer bestimmt. Die Shaker waren Pazifisten, denen die offizielle Befreiung von der Einberufung zu den Streitkräften der Vereinigten Staaten garantiert wurde.

Die Shaker sind eine der langlebigsten gemeinschaftlichen Gesellschaften. Es gibt auch heute noch einige Shaker, die ihren Glauben in der modernen Welt weiter praktizieren. Einige Shaker leben in einer Gemeinschaft am Sabbathday Lake im US-Bundesstaat Maine. Sie arbeiten und üben ihre Religion zusammen aus und blicken weiterhin auf Mother Ann als Beispiel dafür, wie man das "Christleben" auf Erden lebt.

Elder Frederick Evans (auf einem der ausgestellten Bilder in Aktion zu sehen) war einer der in der Außenwelt bekanntesten Shaker. Er lebte von 1830 bis zu seinem Tod 1893 in der Nordfamilie am Mt. Lebanon. Er war erster Sprecher in den öffentlichen Treffen der Shaker, in denen Angehörige der "Welt" willkommen geheißen wurden (die die religiösen Dienste der Shaker aufmerksam verfolgten), darauf hoffend, dass dies Konvertiten anlocken würde. Er war auch ein Herausgeber der Zeitung der Shaker, The Manifesto. Seine Schriften halfen, das Bild der Shaker in der Außenwelt zu prägen und vermittelten wichtige Informationen und Neuigkeiten an die anderen Familien der Gläubigen.

Gesangbuch

Von der Shaker-Gemeinschaft zeugt ein in Leder gebundenes, handgeschriebenes Gesangbuch aus einer Zeit starker geistiger Wiederbelebung, die alle Shaker-Gemeinschaften einbezog. Auch "Ära der Manifestationen" genannt oder "Mother Ann's Work" (Arbeit der Mutter Ann), dauerte sie von den späten 1830ern bis zu den frühen 1850ern. Über "Instrumente" der Shaker wurden Lieder, Gedichte und manchmal auch Zeichnungen aus der geistigen Welt empfangen. Lieder bildeten einen bedeutenden Teil des Gottesdienstes, vermittelten Botschaften des Glaubens, der Hoffnung, der Erlösung und der Liebe. Während der Gottesdienste wurden einige Lieder als Gebet angestimmt und in physischer Form als Tanz ausgedrückt (was von den Shakern landläufig als "laboring" bezeichnet wurde).

Die ideale Architektur

Jedes Shakerdorf hatte seine eigenen Bauernhöfe, Werkstätten und Geschäfte. Die Runde-Stein-Scheune im Hancock Shaker Dorf wurde 1826 errichtet und war seinerzeit eine hoch entwickelte Struktur. Die Shaker forschten nach der idealen und funktionalen Scheunenarchitektur, weil sie ein Gebäude brauchten, dass es ihnen erlauben würde, ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Die Scheune wurde gebaut, um 52 Kühe gleichzeitig von einem zentralen Heuschober aus zu füttern, der von einem höheren Geschoss aus beladen werden konnte. Das Untergeschoss war mit einer Anlage versehen, die es ermöglichte, den Stallmist heraus in die Planwagen schaufeln zu können.

Ideale Gemeinschaften

Auf einem der ausgestellten Photos posiert eine Gruppe von Hancock Shakern, Mitgliedern der Kirchenfamilie, draußen im Freien vor ihrem gemeinschaftlichen Backsteinwohnsitz. Männer und Frauen (genannt Brüder und Schwestern) wie auch Kinder lebten zusammen. Die Shaker nahmen viele Waisen auf wie auch Kinder, deren Familien sich die Fürsorge der Kleinen nicht leisten konnten. Das Steingebäude war in zwei Seiten aufgeteilt, die Ostseite war für die Brüder und die Westseite für die Schwestern. Kindern, die mit in die Gemeinschaft aufgenommen wurden, wurde nach Vollendung des 21. Lebensjahres angeboten, der Gemeinde beizutreten oder sie zu verlassen.

Nähkästchen

Dieses Pappelholz-Nähkästchen wurde von den Canterbury/New Hampshire-Schwestern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt. Diese Art von "schicker Arbeit" wurde von den Schwestern einer ganzen Anzahl von Gemeinschaften produziert. Sie erlaubte ihnen, eine Naturressource leicht zugänglicher Pappelbäume in Anspruch zu nehmen und ihre präzisen Talente in der Tätigkeit des Webens zu präsentieren. Dieses Exemplar ist mit blauer Seide ausgefüttert und enthält ein Nadelkissen, Fadenwachs und Korund-Schmuckstein.

Die ideale Industrie

Die Shaker lebten jeden Tag nach dem Motto "Hände an die Arbeit, Herzen bei Gott" (engl.: "Hands to work and Hearts to God"). Arbeit war eine Form des Gottesdienstes und alles wurde mit dem Ziel der Perfektion erstellt. Ihre Produkte waren funktional, praktisch und mit Fürsorge gefertigt. Die Gewerbe der Shaker wie die Möbelherstellung, die Züchtung medizinischer Kräuter und das Fertigen von Mänteln waren in der Außenwelt hoch angesehen. Die Garten-Saatgutindustrie machte einen wesentlichen Teil des Wirtschaftslebens aus und brachte vielen Gemeinschaften im 19. Jahrhundert großen Wohlstand. Shaker aus Mt. Lebanon, New York, waren die ersten, die Saatgut in Papierhüllen für den Einzelhandel verpackten. Die ausgestellten drei Saatgutpäckchen sind Beispiele von Saattypen, die von den Shakern in Hancock produziert und verkauft wurden.

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