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Künstler*innen

Bjørn Melhus: Freedom & Independence, 4K Video, 15 min (Videostill), 2014. VG Bild-Kunst, Bonn

Bjørn Melhus

Aufgewachsen im Zeitalter der digitalen Revolution, hebt Bjørn Melhus, einer der bedeutendsten Medienkünstler unserer Zeit, wie ein Archäologe Fundstücke aus der Medien- und Kulturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, um die Frage nach der menschlichen Identität im Kontext einer durch und durch mediatisierten Kultur zu stellen.

In seinem fiktionalen Kurzfilm Freedom & Independence kombiniert Bjørn Melhus zum Albtraum verkommenes neoliberales Elitedenken mit medialen Versatzstücken religiöser Endzeitprophezeihungen. Das Ganze spielt vor der Kulisse einer von privaten Exzessen vereinnahmten, urbanen Architektur des Megalomanen (Istanbul).

In diesem Setting lässt er eine, an die Schriftstellerin und selbsternannte Objektivismus-Philosophin Ayn Rand angelehnte, Fantasiefigur als Übermutter auftreten. Die Tonspur stammt aus Interviews der 1982 in New York verstorbenen russischen Autorin. Mit biblisch-apokalyptischem Habitus und paranormalen Kräften ausgestattet, dirigiert diese ihre Kinder, Mr. Freedom und Ms. Independence, auf einer Tour de Force durch abgründige Landschaften unserer globalen, im Wahn sinnenden und nach Heilsversprechen sehnenden Psyche. Grenzenlos ausgelebte Freiheit und Unabhängigkeit innerhalb einer radikal kapitalistischen Gesellschaft sind zudem die Ingredienzien unserer gegenwärtigen Hybris.

Melhus’ Film ist ein kruder Trip zwischen Selbstoptimierungszwang, Heilsversprechen, Kindheitstrauma und Arbeitsethik im Stilmix aus Komödie, Musical und Horror, mit stilistischen Anlehnungen an das evangelikale US-Mainstream-Kino.

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