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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
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Künstler*innen

Nancy Mteki, Bild: Charlotte Witte

Nancy Mteki

ZW

Für jede/n Stipendiat*in zeitigt ein Aufenthalt in Weimar andere Ergebnisse. Innerhalb eines Jahres wurde aus der simbabwischen Stipendiatin Nancy Mteki eine Bewohnerin Weimars, die mit der Stadt vertraut ist, hier die deutsche Sprache erlernt und an der Bauhaus-Universität das nachholen möchte, was ihr in ihrer Heimatstadt Harare im Süden Afrikas verwehrt blieb: Das Studium der Freien Kunst. Der Inszenierung Weimars und der Inflation von Weimars Erzählungen und Bildern (nicht mehr was, sondern dass erzählt wird, ist wichtig) setzt sie ihre Selbstinszenierung in Weimar entgegen. Venedig im Weimarer Atrium, künstliche Ruinen im Ilmpark, Napoleon im Weimar-Haus («dem Geschichtserlebnis»), all das rückt sie sorgfältig ins Bild. Robert Beske hat sie über mehrere Wochen beobachtet, es entstand das Filmporträt Kiss.

Nancy Mteki stammt aus einer Künstlerfamilie. Als Kellnerin sah sie im südafrikanischen Kapstadt Fotoporträts Nelson Mandelas, deren Qualität ihr tieferes Interesse an Fotografie weckte. Sie erlernte das grundlegende fotografische Rüstzeug und arbeitete ab 2010, zurück in Simbabwe, als Fotografin bei einer Zeitung. Als Vollzeitjob erschien ihr dies jedoch zu einseitig, zu wenig künstlerisch. Doch als Fotokünstlerin fände sie in Simbabwe nahezu keine Beachtung. Und so bot das Weimarer Stipendium die einmalige Gelegenheit, ihre künstlerischen Ambitionen fortzusetzen.

Beispielsweise würde sie gern mehr im Performancebereich arbeiten und ihren Körper weiter fotografisch erforschen. Nacktheit ist ein großes Thema in ihrer Arbeit und sie weiß zu schätzen, dass das in Deutschland ein weniger skandalöses Thema ist als in ihrer Heimat, wo Nacktheit so gut wie immer als Pornografie ausgelegt wird, nicht als Kunst. Daher entsteht dort ein anderer Rechtfertigungsdruck, wenn man wegen Nacktheit (in der Kunst) von der Öffentlichkeit belangt wird. In Afrika (wie andernorts) wird Nacktheit nicht selten als Protestform eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erregen: «Schaut mich an und hört, was ich zu sagen habe!»

Nancy Mteki sagt, ihre Kunst vermittle viele Botschaften, jedoch nicht unbedingt primär politische. Das Aufzeigen der Frauenrolle in der Gesellschaft und die Diskussion darum wären ihr dabei besonders wichtig: «Die Produktion der Honai-Serie speist sich absichtsvoll von meiner persönlichen Geschichte und Subjektivität, indem sie eine mehrschichtige Bricolage von Freiheit präsentiert. Die Gegenüberstellung von ‹Männlichkeit› und ‹Weiblichkeit› verwendend, häute und schäle ich mich aus jedem einzelnen Kleidungsstück, decke insofern den Geschlechtermythos auf und entlarve ihn, während ich mich auf die Art selbst vom Joch der Unterdrückung befreie. Mein Körper durchdringt den Raum und trifft auf den öffentlichen Blick, den er herausfordert, enthüllt meine Verletzlichkeit und stellt meine Kraft zur Schau. Ausgerüstet mit der Kamera und der Erfahrung der Ablehnung, aber auch jener, Mutter zu sein und der des Verlustes, lade ich zu meiner Wiedererweckung ein, dazu, mich vor einem Hintergrund an Häuslichkeit verwegen anzustarren und die Erzählung der Sprachlosigkeit der schwarzen afrikanischen Frau zu debattieren.»

Siehe auch: www.instagram.com/nancy_mteki.

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