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Künstler*innen

Michelangelo Pistoletto: Venere degli stracci, 1967., Bild: Mamor, Textilien, Leihgaben der Cittadellarte Fondazione Pistoletto, Biella.

Michelangelo Pistoletto

IT

Der italienische Maler, Aktions- und Objektkünstler und Kunsttheoretiker Michelangelo Pistoletto zählt zu den Hauptvertretern der italienischen Arte Povera (Armenkunst). Um Kunst und Alltag im Sinne eines Gesamtkunstwerks zu vereinigen, bediente er sich zunehmend auch alltäglicher, "banaler" und schäbiger Requisiten für seine Arbeiten. In der Installation "Venere degli stracci" (Venus in Lumpen, 1967, Betonguss, Textilien, Leihgaben der Cittadellarte Fondazione Pistoletto, Biella) konfrontiert er die klassische Schönheit einer antiken Skulptur (die Replik einer Venus pudica/keuschen Venus) mit einem Konglomerat von Kleidern, die er allerdings als Berg aus Lumpen ausstellt, die für uns als Müll gelten und die er so im wörtlichen Sinne als "arme Materialien" behandelt. Die Kopie der "klassisch-schönen", nackten Göttin ist nicht aus Marmor oder Bronze, sondern aus Betonguss. Die klassische Form der Göttin steht im Kontrast zu jedweder Bekleidung, speziell aber zu Lumpen, die an unterschiedlichen Ausstellungsorten zu mehr oder weniger hohen Bergen aufgetürmt werden. Zum anderen korrespondiert das billige, industrielle Gussmaterial mit der Wertlosigkeit der Lumpen. Die Liebesgöttin ist den Lumpen zugewandt, scheint sie mit ihrer makellosen Körperform zu berühren und droht in dem Berg abgelegter Kleider zu verschwinden. Der "Müllhaufen des konsumierten Konsums" habe "die Perspektive des abendländischen Fortschritts schließlich verschüttet." (Michelangelo Pistoletto) Die erste seiner in mehreren Variationen bekannten "Lumpenvenus" entstand 1967. Die kulturpessimistische Sicht, die sich in den Lumpen gegenüber der Anrufung des idealisierten Körperbildes materialisiert, kommt auch in anderen Arbeiten Michelangelo Pistolettos, in denen er Lumpen einsetzte, zum Tragen.

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