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Künstler*innen

Simit Raveshia: Within and Without, 2012 | Zur Ausstellungseröffnung

Simit Raveshia

Sein Job als Architekt fließt in Simit Raveshias Kunst ein. Seine Skulpturen stellen die komplexen Zusammenhänge unserer Gesellschaft, Generation und Zeit in simplen Strukturen dar. Sie sind mehrdeutig und gleichzeitig sprechen sie Wahrheiten und Allgemeingültiges an, insofern ist Raveshias Installation «Within and Without» (2012) durchaus nicht realitätsfremd. Die mannshohe, halbrunde und -durchsichtige, organisch geformte Skulptur aus gebogenen Stacheldrahtflechten beherbergt in jeder Stacheldrahtknospe eine Kerze, die Licht und Wärme spendet. Raveshia zufolge stellen diese Kerzen unsere Wünsche, Triebe und innersten Leidenschaften dar, doch sie sind umgeben von einer Hülle: dem Stacheldraht. Dieser symbolisiert zum einen unsere Gesellschaft, vor der der Mensch seine Triebe verstecken muss, zum anderen die Mauer zwischen Arm und Reich. Somit ist die Skulptur auch gleichzeitig ein Sinnbild für die temporären Behausungen der Bauarbeiter, die mit ihren Familien auf den Fußwegen vor den Baustellen der Hochhäuser «wohnen»: In einem Minihaus, Unterschlupf, Nest, das durch Form und dornige Haut etwas Schutz spendet und Fragen nach «Drinnen» und «Draußen», Raum und Sicherheit, Geborgenheit und Abwehr stellt. Aus Stacheldraht wird – neben Zement und Stahlstäben – das neue Indien gebaut, das arm aus- und reich abgrenzt, ob auf den Mauern der Gated Communities oder vor den Wolkenkratzern der Mittelschicht.

In «BodyCity» verschmelzen Körper und Stadt. In Leuchtkästen gefasste Linsenrasterbilder (die, wenn man sie passiert, ihr Motiv wechseln) kombinieren Körper- und Stadtabbildungen. Die Röntgenaufnahme einer krebskranken Menschenlunge wird über das Satellitenbild eines Stadtareals von Mumbai gelegt, in dem sich ein ausgedehntes Waldstück befindet. So wie der Krebs sich in die Lunge frisst und das Atemorgan zerstört, fressen sich Straßen und Gebäude in das grüne Waldviertel, das Atemorgan der Stadt, das immer kleiner wird. Das Röntgenbild eines vom Tumor befallenen Gehirns überlagert ein Satellitenfoto eines Distrikts in Mumbai, den dessen Bewohner als Müllhalde missbrauchen. Was in unseren Körpern vorgeht, passiert auch in unseren Städten – eine künstlerische Reflexion der Urbanisierung.

Das dritte gezeigte Werk trägt den Titel «Fossils» (2011). Es besteht aus einem Fleischerholzblock (nebst Stethoskop), in den die Form eines menschlichen Herzens eingeschnitzt ist, um menschliche Arbeit, aber auch die Zerstörung der Natur durch den Menschen zu veranschaulichen.

In «inflation/deflation» (2011) findet man verkleinertes, fast spielzeugartiges Mobiliar, platziert innerhalb großer Luftballons, die solange aufgeblasen wurden, bis sie platzten. Der geplatzte Ballon steht sinnbildlich für die aus allen Nähten platzenden Großstädte Indiens.

 

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