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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
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Künstler*innen

My Girl, 2009.

Nathania Rubin

US

Nathania Rubin (USA) hat eine besondere Art, ihre gezeichneten, an „Graphic Novels“ erinnernde Videoanimantionen entstehen zu lassen. Die Künstlerin, die nicht nur Kunst, sondern auch Philosophie in Pennsylvania und New York studierte, verwandelt ein und denselben Zeichenbogen immer wieder durch Radieren und (Über)zeichnen in sich stetig verändernde narrative Landschaften. Zwölf dieser zeit- und arbeitsaufwändigen Bilder ergeben eine Filmsekunde, welche von Rubin aneinandergereiht zu kleinen Geschichten werden. Das Ergebnis dieses langen Prozesses ist für Rubin eine Allegorie auf das Leben selbst: eine Zusammensetzung verschiedenster, zahlreicher Momentaufnahmen. Nicht nur inhaltlich setzte sich Rubin mit dem Atelierthema „Kunst und Kriminalität“ auseinander. Der Schaffensprozess scheint sich an der Künstlerin selbst zu vergehen: Die endlose, sich ewig wiederholende, mühsam von Hand gezeichnete Bearbeitung des Blattes innerhalb Rubins prozessorientierter Arbeitsweise sei geprägt von einem hohen Grad an Masochismus, so Rubin.

Ihre Figuren basieren häufig auf großen historischen Persönlichkeiten. So ist die Protagonistin vieler Arbeiten Anne Frank, die Opfer und somit unschuldiger und tragischer Teil der abgründigen Kriminalität des Nazi-Regimes war. In zahlreichen Animationen konstruierte Rubin eine fiktionalisierte Version der historischen Figur. Die gezeichneten Porträts, die unverkennbar Anne Frank darstellen, verwob die Künstlerin mit ihrer eigener Stimme sowie Augen- und Mundbewegungen zu einem Hybrid aus imaginärer, historischer und realer Figur.

My Girl: A Case Study („Mein Mädchen: Eine Fallstudie“) zeigt Anne Frank und Sigmund Freund, vertieft in eine Diskussion über den kaum bekannten, mysteriösen Fall einer dritten Person, die eine sexuelle Transformation aufgrund einer Entführung durchgemacht habe. Nathania Rubin und ihr Vater, der Psychiater ist, mimen Anne Frank und Sigmund Freud. Auch die 35 Zeichnungen, auf denen das Video basiert, finden sich in der Ausstellung.

In Knife (My opposable thumb) sticht eine weibliche Figur mit einem Messer auf unbestimmte Materie ein. Dank seines „opponierbaren Daumens“ ist der Mensch in der Lage, Präzisionswerkzeuge, wie zum Beispiel ein Skalpell, exakt zu führen – oder mit aller Kraft zuzustechen. Ob es sich in Camel do something um selbige Frau handelt, die in Wut oder Verzweiflung zum Messer griff, und sich nun auf allen vieren von einer Seite zur anderen schleppt, sich nur mühsam erhebt und dunkle Schatten nach sich zieht, lässt sich vielleicht im eigenen Kopfkino erahnen. Ähnlich unbestimmt aber nicht minder beklemmend ist die Szenerie, die sich in Crowded eröffnet. Die Animation zeigt eine sich stetig verwandelnde Gestalt, die darum ringen scheint, ihre Form zur Vollendung zu festigen. Zeitweise scheint es ihr zu gelingen – immer dann, wenn sie sich in sexuellem Kontakt mit einer anderen Figur befindet, sich anschließend wieder aufspaltet. Das Video wird zu einer traumartigen Erzählung, deren Inhalt eher bestimmt wird vom Fortschritt der gezeichneten Strichführungen und ihrer wiederholten Auslöschung, anstatt von der eigentlichen Geschichte.

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