Chan Sook Choi
DE, KR
In ihrem Rechercheprojekt «FOR GOTT EN» (2011) stellt die seit 2002 in Berlin lebende Südkoreanerin Chan Sook Choi uralte und immer wiederkehrende Fragen des Zweifels am Glauben neu: Warum schweigt Gott? Wie kann Gott gleichzeitig gütig sein und doch soviel Leid zulassen? Antworten aus ihrer jeweiligen Zeit lassen sich sowohl im Alten Testament – Choi nennt hier als Referenz das Buch Habakuk – als auch in Werken moderner Schriftsteller wie «A Grief Observed» von C.S. Lewis finden. Auf der Suche nach sehr persönlichen Antworten interviewte die HALLE-14-Stipendiatin fünf -Leipziger Greisinnen im Alter zwischen Ende 60 bis Mitte 90. Auf einer von der Künstlerin entworfenen Sänfte mit dem Titel «Dein Auge ist ein Fenster deines Körpers» lud sie die Frauen zu einer Reise in ihre Lebens-erinnerungen ein. Die Sänfte, ein historisches Vehikel für Würdenträger, symbolisiert Chois Würdigung ihrer Protagonistinnen. Hier nahmen die Frauen Platz, um eigenen Worten und Bildern aus ihrer Vergangenheit zu begegnen. Diesen Erinnerungsprozess schnitt Chois Kamera mit. Aus dem Videomaterial entstand ein Parallelporträt. Ein die Mixed-Media-Installation flankierendes Buch dokumentiert den Projektwerdegang und vervollständigt es durch weitere Perspektiven. Hier kommen Personen zu Wort, die die Künstlerin bei der Recherche begleiteten. Sänfte, Videos, Buch und Wandtexte führen einen Dialog über Glauben und Zweifel, Vergessen und Trauer. Die Frage, was es bedeutet, (von Gott) vergessen zu werden, wiederholt sich, da sie selbst immer wieder (von Gott) vergessen werde, so Choi.
Atelierprogramme