Eintrag: Margit
Filmvorführung und moderierter Artist talk mit Jakob Margit Wirth (Künstler*) und Vincent Jondeau (Filmemacher)
Do., 19.06.2025, 19:00
vor Ort, Eintritt: frei!
Welche Bedeutung hat ein Name für die eigene Identität? Welche Konsequenzen hat ein diverser Geschlechtseintrag im alltäglichen Leben? Eintrag: Margit ist eine performative Auseinandersetzung mit Identität, bürokratischen Strukturen und der Aneignung institutioneller Räume. Ausgangspunkt ist der Versuch von Jakob Wirth, Margit, den Namen der Patentante, als zweiten Vornamen anzunehmen – ein scheinbar administrativer Akt, der tief in Fragen von Selbstbestimmung, Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Anerkennung verwurzelt ist.
Während eines viertägigen Aufenthalts im Rathaus Berlin-Reinickendorf wird das Gebäude nicht nur durch den bürokratischen Prozess erkundet, sondern zunehmend von Wirth angeeignet – eine Parallele zur persönlichen Namensaneignung. Die wachsende Vertrautheit mit den Räumen, den Menschen und den Routinen transformiert das Rathaus von einer reinen Verwaltungsinstanz zu einem Verhandlungsraum für Identität und Gesellschaft. Die daraus entstandene Filmdokumentation von Jakob Margit Wirth, Vincent Jondeau and Arnaud Lemonnier macht sichtbar, wie sich Identität nicht nur in Dokumenten, sondern auch in gelebten Räumen und Erfahrungen formt.
Jakob Margit Wirth (*1991) ist Künstler*, Aktivist* und Soziologe* und arbeitet kontextbezogen mit Performance, Video und sozialer Praxis. Im Rahmen seines Bauhaus-Fellowships entwickelt Jakob Margit Wirth, PhD-Kandidat an der Bauhaus-Universität Weimar, die Performances „My Gender Stretch“ und „Cutout. 1km of Patriarchy“ weiter. Diese thematisieren Gender-Identität und Post-Gender-Narrative und reflektieren Wirths eigene Privilegien als cis-männlich sozialisierte Person. Their Werke im öffentlichen Raum verbinden Kunst mit Politik und hinterfragen gesellschaftliche Normen. Für their Arbeiten wurde Wirth unter anderem mit dem Mart Stam Preis (2022), dem Deutschen Mobilitätspreis (2021) und dem Born to be Bauhaus Award (2020) ausgezeichnet und international ausgestellt. They ist Herausgeber* des Magazins „Parasite Art“ und kuratierte die Ausgabe „Parasitäre Paradoxa“ des Kunstforums International. (Quelle: Klassik Stiftung Weimar)
Vincent Jondeau ist ein Filmemacher und Künstler mit Sitz in Berlin. Nach einem ersten Abschluss in Humanwissenschaften absolvierte er ein Doppel-Masterstudium in Medienkunst in Paris sowie eine zusätzliche fotografische Ausbildung an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Kunstquartier Bethanien und auf der Biennale Photo Mulhouse 2024 gezeigt – wo er auch auf dem Katalogcover zu sehen war – sowie auf verschiedenen Filmfestivals, darunter die Regensburger Kurzfilmwoche und das Festival Imagésanté in Lüttich, wo er gemeinsam mit Marina Resende Santos mit dem Preis für Umwelt und Gesundheit ausgezeichnet wurde. Sein filmisches und fotografisches Schaffen basiert auf hybriden Methoden, durch die er ökologische Erzählformen entwickelt. Dabei hinterfragt er den menschlichen Blick und bezieht die Perspektive und das Gedächtnis pflanzlicher Wesen mit ein. Seine Praxis ist geprägt von interdisziplinären Kooperationen mit Performer*innen, Tänzer*innen und Wissenschaftler*innen. Neben seiner künstlerischen Arbeit ist er auch in der Bewahrung des künstlerischen Erbes tätig, insbesondere als Archivar für Institutionen wie die Wim Wenders Stiftung und die Alfred Ehrhardt Stiftung.
Der Film Eintrag: Margit wurde mit Unterstützung des Fachbereichs Kunst und Geschichte des Bezirksamtes Berlin-Reinickendorf realisiert.