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Atelierprogramm

Die Kunst der Simulation

22. Internationales Atelierprogramm der ACC Galerie und der Stadt Weimar (seit 1994)

Lesedauer etwa 2:10 Minuten

Contact/Kontakt: studioprogram@acc-weimar.de

Weitere Informationen HIER

Die Stipendiaten

Die Stadt Weimar und das ACC sind auch 2016 wieder Gastgeber für drei internationale Künstler, die im Rahmen des 22. Internationalen Atelierprogramms (Thema: Die Kunst der Simulation) im Städtischen Atelierhaus leben und arbeiten werden. 61 Bewerbungen aus 34 Ländern (unter ihnen Ägypten, Argentinien, Bangladesch, Costa Rica, Hongkong, Indien, Kolumbien, Kuba, Mexiko und Thailand) hat eine internationale Fachjury bewertet, die am 13./14. November 2015 im ACC tagte und aus der Künstlerin Kristina Leko (Berlin), Dozentin an der Universität der Künste Berlin, Institut für Kunst im Kontext, dem freien Kurator und Autor Shaheen Merali (London), der Kunsthistorikerin und Kuratorin für Malerei und Skulptur im Sprengel Museum Hannover Carina Plath und dem Künstler, Kurator und Leiter des Fachbereichs für visuelle Kunst an der Athens School of Fine Arts Zafos Xagoraris (Athen) bestand. Das Jurorenquartett entschied sich für Nancy Mteki aus Simbabwe, die von Februar bis Mai 2016 in Weimar weilen wird — die erste afrikanische Stipendiatin des Programms überhaupt. Ihr folgen von Juni bis September 2016 die Künstlerin Rheim Alkadhi (Irak/USA) und von Oktober 2016 bis Januar 2017 der Künstler Lodewijk Heylen (Belgien). Koordinatorin des Programms ist Ann-Kathrin Rudorf.

Immer wieder hat Nancy Mteki aus Simbabwe künstlerisch zu Fragestellungen innerhalb der Binarität und des Dualismus hinsichtlich des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern gearbeitet. Ihre inszenierten Photographien lassen beides erkennen: ihre eigene Verletzlichkeit, «weil jene sich zutiefst aus ihrer persönlichen Geschichte speist, und ihre Subjektivität». Tief beeindruckt von ihren ausdrucksstarken Bildern entschied sich die Jury für sie, ihr Œuvre und ihr Vorhaben Honai und ist gespannt auf dessen Übersetzung in den weimarisch-deutschen Kontext und in jenen der Simulation.

In ihrem Projekt Simulating Life in the Era of Perpetual Crisis schlägt Rheim Alkadhi, die jüngst in Beirut lebte (einem wichtigen Zwischenstopp des Migrantenpfades Richtung Europa), vor, mittels öffentlicher Mikroperformances, die einen potenziellen dritten Raum hervorbrächten, Leben zu simulieren. Nach Meinung der Jury lässt uns die Künstlerin «mit ihren poetischen Interaktionen und intimen Untersuchungen wichtige Veränderungen in unserer Welt erfassen, indem sie Fragen von Geschlecht, Migration und Vertreibung anspricht. Ihr Vermögen zu feinsinnig-provokativer künstlerischer Arbeit würde von Weimar mit offenen Armen empfangen werden.»

Lodewijk Heylens Werkvorschlag Reformator Universalis ist es, weiter an seinem computerbasierten Simulationsprogramm zu arbeiten, das automatisch Formationen von Autobahnkreuzen berechnet, um mit «selbstbetriebenen Systemen, die hunderte, tausende, vielleicht Millionen abstrakter Austauschmodelle produzieren, den Zweck und die Definition universeller Standards befragen» zu können. In seiner künstlerischen Praxis vermag er es, öffentliche Räume durch seine anspruchsvollen und räumlichen Beziehungssetzungen mittels Flanierens im industriellen Zusammenhang zu verändern.

Das Atelierprogramm möchte Inspiration für Künstler sein, Möglichkeiten, Strategien und Grenzen der Simulation, deren Risiken und Nebenwirkungen aufzeigen. Dabei ist es eine Frage der Per­spektive und Herkunft, welches Verhältnis man zur Simulation (einem vor allem in der westlichen Kultur eher negativ besetzten Begriff), zu Mimikry und Mimesis, Imitation und Illusion, «Gefälschtem» und «Echtem» hat, wie sich die Simulation zur Fälschung verhält und in welch spannungsvoller Nachbarschaft diese zur Kreativität lebt. Die Menschheitsgeschichte ist auch eine der versuchten Erhaltung und Wiederbeschaffung des Besonderen, Atmosphärischen, Überwältigenden, Unglaublichen, Nostalgischen, Sehnsuchtsbehafteten. Das Internationale Atelierprogramm der ACC Galerie und der Stadt Weimar wurde 1994 ins Leben gerufen, 66 Künstlerinnen und Künstler aus 34 Ländern waren bislang Programmstipendiaten.

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