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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
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Über uns

Die Geschichte des ACC

Das ACC vor 30 Jahren

Rückblick aus dem Jahr 2018

Am 14. Dezember 1988, vor 30 Jahren, um 18 Uhr, erklangen auf dem Burgplatz in Weimar Weihnachtslieder. Mit diesem gemeinsamen Singen begann die (öffentliche) Geschichte der ACC Galerie. Damals sangen wir unter anderem Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, denn wir wollten uns als aufgeschlossenes Haus präsentieren.

Zu dieser Zeit – noch existierte die DDR – war das ACC ein besetztes Haus. Das ACC sollte eine Spielwiese sein, es war eine Kulturnische und vor allem eine Wohngelegenheit für Stephan, Ulrike und Frank. Fast jeden Montag fanden im Januar und Februar 1989 kleine Hausmusiken mit Abendbrot (außergewöhnlich kreativ zusammengestellt von Ulrike, die auch mancherlei Tee bereitete) statt, so am 27. Februar 1989 mit den Solisten Ulrike Pusch (Querflöte), Michael Goldammer (Englischhorn), Katrin Schürer (Flöte) und Berthold Große (Fagott). Aber auch für Partys wurde dieser Freiraum genutzt. Die erste größere war die Aufbaufete 1945-1949 (auch Trümmerfrauenparty) am 18. März 1989, die uns die Nachkriegszeit der Mitte/Endvierziger plastisch näher ins Gedächtnis bringen sollte. Die PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks) Aufbau hatte im Winter 1989 das ACC-Hinterhaus abgerissen (es war lange schon baupolizeilich gesperrt gewesen) und die Abrisstrümmer einfach liegengelassen. Vor dem Hintergrund dieser „natürlichen“ Kulisse lag eine solche Themenparty quasi auf der Hand, sie war der Stein des Anstoßes und wir machten nichts anderes als aus der Not eine Tugend. An den Raumwänden im Hausinneren hingen Zeitdokumente (Zeitungen, Fotos, Briefe mit Erlebnisberichten – wie jenem von Lotte Liphe, ihrem Mann und Lore an Frau und Herrn Pflaume/Uerdingen, 15.3.1946 –, Plakate, Filmprogramme und Bücher) aus der Trümmerfrauenära. Es gab Filmvorführungen, ein riesiges Lenin-Plakat und das Schild Speisehaus, musikalische Unterhaltung mit Grammophonschallplatten aus den 1940ern, das Bläserquintett Last Brass spielte Glenn-Miller-Melodien, das Pritz-Streichquartett um Christiane Pritz (Violone) bot als Zeichen des Aufbruchs in die neue Zeit die DDR-Nationalhymne dar, die Trümmerfrauen Gabi & Co. (die beste unter ihnen wurde anlässlich des Internationalen Frauentags mit einem Stück Butter ausgezeichnet, überreicht durch den sowjetischen Kommandanten Wladimir Nikolaevich Serobaba, gespielt von Hans „Robert“ Lück), mauerten aus dem Bauschutt des Hinterhauses einen Kaffeetisch, „der am darauffolgenden Sonntag bei herrlichem Sonnenschein genutzt wurde, wie einige Wochen vorher schon das halbe Zimmer von Zorni.“ Zum kalten Buffet ließen wir uns von alten Rezepten aus dem Buch Schmalhans kocht trotzdem gut: Ein zeitgemäßes Kochbuch von Martha Zwerg (Verlag Richters, 1948) inspirieren – es gab Kartoffelsalat, Weißkohlbratlinge und Hefeaufstrich. Da die Party ein Kostümfest war, kamen die Gäste in zeitgemäßer Kleidung. Zu den fünfzig aufgelisteten Gästen (die Dunkelziffer mag weit höher liegen) zählten u.a. Mitglieder der Magdalene Keibel Combo (Das gemeine Reitbein), einem Seitenprojekt der Punkband Feeling B, wie Christian „Flake“ Lorenz, dem Rammstein-Keyboarder. Speziell fürs Fest wurde eine ACC-eigene Leuchtreklame angeschafft. Die Ausstellung (eher eine „gestalterische Maßnahme“ zur Party) war noch bis zum 1. April 1989 zu sehen.

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