Romanze mit der Revolution
23. Internationales Atelierprogramm der ACC Galerie und der Stadt Weimar (seit 1994)
Die Stadt Weimar und die ACC Galerie sind auch 2017 wieder Gastgeber für drei Künstlerinnen und Künstler, die im Rahmen des 23. Internationalen Atelierprogramms für jeweils vier Monate im städtischen Atelierhaus leben und arbeiten werden.
Die diesjährige Ausschreibung mit dem Titel „Romanze mit der Revolution“ fragte nach Erbe(n), Lehren, Konsequenzen epochaler Ereignisse, nach der Spürbarkeit und Gestalt revolutionärer Ideen und Umbrüche der Gegenwart.
167 Bewerbungen aus 46 Ländern hat eine internationale Fachjury am vergangenen Wochenende im ACC bewertet. Die Jury bestand aus: Inke Arns, künstlerische Leiterin des Hartware MedienKunstVereins Dortmund; Claudia Löffelholz, freie Kuratorin und Co-Founderin von LaRete Art Projects; Anastasia Patsey, Direktorin des Museum of nonconformist art, St. Petersburg; Christoph Tannert, künstlerischer Leiter, Künstlerhaus Bethanien, Berlin und Ursula Seeger, Referentin für Bildende Kunst der Kulturdirektion der Stadt Weimar.
Die Jury hat sich für folgende Künstlerinnen und Künstler entschieden:
Mona Aghababaee (*1982, Iran) & Hawreh Danesh (*1982, Iran) reflektieren in ihrem Projekt „Footnote” unterschiedliche Dimensionen und ephemere Grenzen der Revolution als Phänomen. Ausgehend von der islamischen wie auch anderen Revolutionen werden Grenzbereiche anhand verschiedener Medien untersucht. Dabei liegt der Fokus auf der komplexen Beziehung zwischen Kunstwerken, die in diesem Kontext entstehen und dem historischen Zusammenhang.
Nina Galić (*1987, Serbien) überzeugt durch ihre künstlerische Perspektive, die den Blick auf Revolutionen durch eine heiter ironische Komponente bricht. Ihr konzeptioneller Ansatz, „Fidel Castros ADIDAS Jacke“ als Ausgangspunkt einer neuen Uniform für ihn (als zwar betagtes, aber weltweit medial erfolgreiches revolutionäres Subjekt) zu kreieren, vereint Revolutionskritik mit einer subkulturell inspirierten Fashion-Strategie.
Karl Heinz Jeron (*1962, Deutschland) wird während seines Aufenthaltes in Weimar ein absurdes Theaterstück von kleinen Roboterkreaturen entwickeln, das sich mit den Parallelen zwischen George Orwells Farm der Tiere und der Oktoberrevolution auseinandersetzt. Das Projekt One Step Forward, Two Steps Back (Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück) zitiert in seinem Titel die gleichnamige Schrift Vladimir Iljitsch Lenins von 1904, die neben Was tun? als Hauptwerk der marxistisch-leninistischen Parteitheorie gilt. Orwells 1945 erschienene Fabel Animal Farm ist eine bitterböse Parabel auf den Stalinismus. In Jerons Projekt sollen die sogenannten Animatronics Textstellen aus beiden Schriften zitieren.
1994 von der ACC Galerie und der Stadt Weimar ins Leben gerufen, ist das Internationale Atelierprogramm das älteste seiner Art im Freistaat Thüringen. Bislang waren 66 Künstlerinnen und Künstler aus 34 Ländern in Weimar zu Gast.