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Ausstellungen

Anija Seedler: imperfektes Kino

Ausstellung So., 16.02.2014–So., 06.04.2014

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Lesedauer etwa 3:37 Minuten

Anija Seedler, geboren 1974, ist als bildende Künstlerin und Szenografin tätig. Sie studierte von 1993 bis 1998 Mode-design an der FH für Angewandte Kunst Schneeberg und von 2000 bis 2002 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Bereits 1996/1997 arbeitete sie als Kostüm-assistentin am Teatro Comunale di Bologna und war im Jahr 2000 als Gewandmeisterin am Theater Annaberg-Buchholz tätig. Seedler inszenierte Kinderstücke und hat an zahlreichen Theaterproduktionen in Deutschland, Italien und Frankreich szenografisch mitgewirkt. Erste Publikationen erschienen 2007 im weiw Verlag Stral-sund/Amsterdam. Seedler arbeitet genreübergreifend, doch im Vordergrund steht die zeichnerische Auseinander-setzung mit Widersprüch-lichkeiten und den vielfältigen Interpre-tationsmöglichkeiten einer polaren Welt. Ihre Werke in Tusche, Aquarell und Acryl kennzeichnet die Präsenz der einfachen geschwungenen Linie, die Kraft der farblichen Akzente und die in sich ge-schlossene, vollkommene Bild- und Erzählwelt. Menschen, Tiere und Dinge werden in ausgedachten Inszenierungen zu Kuriositäten, Charakterträgern und Auslösern für Momente filmisch-an-mutender Erinnerung. Themen wie Schönheit und Vergänglichkeit, Wahr-nehmung und Identität stehen dabei im Zentrum ihrer zeichnerischen Analyse, welche mit Realität und Fiktion spielt. Unter anderem wurde sie 2011 mit dem Kunstpreis der Stadt Limburg und 2012 mit dem Phönix Kunstpreis geehrt, nahm an zahlreichen internationalen Aus-stellungen teil und arbeitet in der Leipziger Baumwollspinnerei.

ACC Deine Zeichnungen sind Bilder von narrativer Qualität, die sich jedem Betrachter neu und anders erschließen, Bildwelten, die ohne Text auskommen, für sich allein stehen. Wie wichtig ist es dir, Geschichten zu erzählen?

Anija Seedler In den freien Arbeiten, den kleinen und großformatigen Zeichnungen, erzähle ich keine Geschichten. Sie lassen sich höchstens vermuten, sind vor- aber nicht sicher feststellbar, der Ausgang bleibt offen. Geschichten sind mir zu komplex, ich will durch sie nicht von den ureigentlichsten Bedeutungen eines Bildes und der Präsenz des einzelnen wegführen, sondern technische und handwerkliche Gegebenheiten aufs Wesentliche reduziert verwenden, mir das Klare und Einfache in den Arbeiten bewahren. Kann nicht ein Bild nur Auslöser sein, für Gedanken und Empfindungen des jeweiligen Betrachters, für das eigene Kopfkino?

ACC Ein Bild von dir – wann ist es fertig?

A.S. Bei einer Zeichnung frage ich mich, ob sie Stoff für eine kleine Inszenierung bieten würde, wenn ja dann bleibt sie. Bei den großformatigen Arbeiten, interessieren mich sehr stark die emotionalen Aspekte, ich muss mich von dem Bild überrascht und berührt fühlen, damit es besteht, das dauert oft sogar Jahre. Die vielen Schichten und Figuren, die dahinter liegen, gehören zum Bild und bilden dann vielleicht doch eine Geschichte, aber die kenne wohl nur ich.

ACCSo viele Professionen laufen in deinem Gesamtwerk zusammen. Womit hat alles begonnen?

A.S. Mir hing lange der Gedanke an, Freie Kunst sei nahezu nutzlos, deshalb hatte ich mich erstmal für das etwas angewandtere Fach der „brotlosen Kunst" entschieden und Modedesign studiert. Menschen einzukleiden reizte mich ja ebenfalls sehr, den Körper eine andere räumliche Erscheinung zu geben, ihn zu inszenieren, ich habe das geliebt und wild experimentiert, aber bald gemerkt, dass Tiefe und Akribie auf dem Modemarkt keine Rolle spielen, im Gegenteil, sie stehen dir im Weg. So folgte das Theater...

ACC Stimmt, du bist 1996 im Rahmen deines Studiums als Kostümassistentin an die Oper in Bologna gegangen. Inwieweit hat die italienische Lebensweise dein Werk beeinflusst?

A.S. Sehr stark. Schon damals war die grafische Arbeit, das Zeichnen, der mir wertvollste Part des künstlerischen Schaffens, ich habe ausschliesslich in schwarz/weiß gearbeitet und war der Überzeugung, dass ich keinen Zugang zur Farbe habe. Wenige Tage war ich in Bologna, da besorgte ich mir einen kleinen Aquarellkasten und geriet in einen regelrechten Sog. Ich begriff Farbe – in Bologna bekam ich ein Gespür dafür.

ACC Deine Wahlheimat ist nun die Spinnerei Leipzig. Inwieweit spielt für deine persönlichen Intensionen das künstlerisch-kreative Potential dieser soziobiotopischen, multikulturellen Kulturwerkstatt und die Begegnung mit anderen Künstlern und mit Kunsträumen als Stimuli eine Rolle?

A.S. Vor allem als Kontrastpunkt zum Vorangegangenen. Doch Leipzig ist vermutlich nicht für alle Ewigkeit so gedacht. Als optimal empfinde ich den Wechsel zwischen zwei Extremen – momentan ist mir, als sei es mal wieder Zeit für einen solchen...

http://www.anija-seedler.de/

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„Die Plausibilität, aus der die große Überzeugungskraft der Arbeiten [Anija Seedlers] herrührt, liegt in der sicheren Hand der Künstlerin für kraftvolle und zugleich originelle Assoziationen (...)“ Mathias Lindner, Direktor, Neue Sächsische Galerie, Chemnitz

„Die Frau hat Humor.“ Ann Claire Richter, Redakteurin, Braunschweig

„Sie hat die delikate Linie der Illustration für Kinder kultiviert (...) Die Wahl der Objekte und Inhalte vom unendlich Großen bis zum unendlich Kleinen, rückt einen Punkt alternativer Lebensansicht ins Licht, fähig, fundamentale Poetik zurückzugeben und wenn es die eines mutierenden Insektes ist.“Dr. Chiara Cretella, Kunstwissenschaftlerin/Schriftstellerin, Bologna

„Sie liebt die Leichtigkeit. Die Aquarellfarbe scheint von allein an die richtigen Stellen auf dem Papier zu fließen (...) Ihre Federzeichnungen vermitteln die Illusion, dass die (...) Tinte auf eigene Faust aus der Feder strömt.“ Prof. Volker Pfüller, Bühnenbildner/Illustrator, Berlin

„Sie täuscht, sie manipuliert uns und unsere Wahrnehmung, dies ist ihre Kunst. Beseelt scheint Anija Seedler vom Forschergeist einer Künstlerin zu sein, die sich auf eine Expedition in Unbekanntes begibt, um die Wirklichkeit zu begreifen und das Wesentliche still mit (...) unprätentiösen Blättern im wunderlichen Detail zu suchen und zu finden. Die Arbeiten verführen ins ,Dazwischen‘, sie nehmen auf eine Reise mit ins Surreale, sie suggerieren die Lust am Entdecken des Wesentlichen einer Gestalt, einer Figur, deren Gestik und Mimik.“Andre Kramm, Architekt, Förderkreis Bildende Kunst, Limburg

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