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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
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Ausstellungen

Claus Bach (DE)

Ausstellung Sa., 14.09.1991–Do., 17.10.1991

Claus Bach (DE)
Knallkörper | 14. September bis 17. Oktober 1991
INSTANT | 29. Oktober bis 01. Dezember 1994
Stadtrundfahrt | 01. Mai bis 14. Juni 1998
BACH 2000 | 12. Mai bis 24. Juni 2001
Claus Bach untersucht das Verhältnis zwischen Fotografie und deren Wirkung in der Bildergesellschaft, arbeitet mit Skulptur, Performance und Film, spielt mit Manipulationsformen, Klischees, Austauschbarkeit, Uniformität und der Künstlichkeit unserer Lebensmentalität. Schwerelos und frei schwebten 1991 Knallkörper, gezackte Schwarzweiß-Fertigteil-Pappkameraden durch die Galeriesphäre, «bekleidet» mit suchbildrätselartigen Fotostrukturen. Vor verschwommener Landschaftssimulation geisterten auf Knallkörper-Colorprints (1991 – 94) deren kleine Brüder durchs Bild, die man sich per editiertem Bastelset KNALLKÖRPER. MULTIPLES (1992) auch selbst zusammensetzen, ihrem Standing in der Konsumwelt per Video groteske Entscheidungsreue (1993) auf den Zahn fühlen oder am Fotokinetischen Objekt (1993) Zeuge ihrer satellitengleichen, ewigen Erdumkreisungen werden konnte. Aus dem Weltbild archiv nicht mehr überschaubarer Reizmotive und Denketiketten, Werbeträger und Piktogramme rekrutierte und paarte Bach Paragraphen, Fragezeichen, Wahlkreuze mit anderen Signalbildern und Texten, ließ sie auf den rotierenden Drehscheiben im «öffentlichen Kopfraum » seiner Foto-Objekte INSTANT (1994) wie zwei Seiten einer Medaille aufeinander prallen und so unsere Gedanken um Sachzwänge und Denkschemata, unseren Seiltanz zwischen Zerfall und Ordnung, kreisen. Darunter, im ruhigen Innenleben jener Objekte, schwebten Skizzen von Zellteilung und Reifekeimung auf transparenter Polyesterfolie. Mit Co-Ausstellerin Naomi Tereza Salmon entstand Stadtrundfahrt (1998), mit beiden und der Galerie die Edition Stadtrundgang mit Lederjacken (1998) zum Kulturstadtjahr 1999. Die Projektion Stadtrundfahrt (1997 – 98) zeigte mittels vom Abwasserbetrieb entliehener technischer Kanalvideoaufnahmen eine – erstaunlich vielfarbige – halbstündige, endoskopartige Reise durchs Labyrinth unterirdischer Kanäle in Weimars Abwassersystem unter dem historischen Stadtkern, während die angenehm plaudernde Frauenstimme einer offiziell buchbaren Kleinbusstadtrundfahrt jeweils über die örtliche Historie der präzis darüber liegenden Sehenswürdigkeit referierte.
Die Fotos Freischwimmer und Durchboxer (beide 1998) deuteten mit Boxhandschuhen und Schwimmring als Reaktion auf die Dominanz des «Alle gegen alle»-Lebensgefühls symbolisch auf gängige Überlebensstrategien. Im romantisch-sinistren Kellerraum des Fotos 1997 (1997) war Getreide angebaut: Offen blieb, ob hier lediglich energiesparend improvisiert oder genmanipulierend gewirtschaftet wurde. Hunderte Briefkuverts der Rauminstallation Umschlagplatz (1996 – 98) machten verhüllte Gästebucheintragungen der Kunstsammlungen zu Weimar und gegenüber solche der Gedenkstätte Buchenwald lesbar, Voyeurismus und Informationsinflation unserer Tage inklusive. Die Color-Fotoserie Umschlagbilder (1997) weitete diese Installation ebenso auf wie ein Prominentenbillard Wenn Köpfe rollen … (1996) und das Colorprint-Trio Amaryllis (1998) dies mit den Perspektiven der Ausstellung taten. Der Todestag von Bachs berühmtem Namensvetter Johann Sebastian jährte sich anno 2000 zum 250sten Male. Für BACH 2000 (2001) verwandelte sich Claus Bach in einen neuzeitlichen, mit käufl ichen Bach-Souvenirs ausgerüsteten «Bachjahr-Kulturtouristen», begab sich nach Arnstadt, Dornheim, Ohrdruf, Mühlhausen, Köthen und an andere wichtige Wirkungsorte des genialen Tonschöpfers und inszenierte Fotos, um den Gegensatz zwischen gewachsener kultureller Substanz und überbordendem Massen-Kulturtourismus am eigenen Leibe zu spüren zu bekommen. So entstanden Colorprints wie Eisenach Bachhaus 22.09.2000, Leipzig Thomaskirchhof 28.09.2000, Wechmar Bachhaus 19.11.2000 oder Lüneburg Bachkirche 30.01.2001 (alle 2000 – 01). Bach nahm Bach gar mit ins Wasser, nicht irgendeines, sondern in die von Hydrolautsprechern mit Bachklängen durchschallte Sole der Toskana-Therme Bad Sulza.

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