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Ausstellungen

Eine italienische Reise – Weimar Rom Neapel

Ausstellung Sa., 19.06.1999–So., 15.08.1999

Italienische Reise-Tisch.jpg

Lesedauer etwa 2:04 Minuten

Raimund Kummer (DE) / Nicola de Maria (IT) / Eliseo Mattiacci (IT) /  Mimmo Paladino (IT) / Eva-Maria Schön (DE) / Janaina Tschäpe (DE)

Goethe beginnt seine italienische Reise im September 1786 und bleibt bis 1788. Auf der Suche nach dem Geist der Antike, nach Orten von großartiger Pracht und vollkommenem Licht,  faszinieren ihn besonders die Städte Rom und Neapel durch die Toleranz, die klassische Kultur, die Lebensfreude und die Schönheit der Natur. Im Reisen haben aber oft auch Fragen zu individuellen Hoffnungen, Erwartungen und Lebensentwürfen ihren Ursprung. Deren Relation zur Thematik der Demokratie sollte ein gedanklicher Ausgangspunkt der eingeladenen drei deutschen und drei italienischen Künstler sein. «Fragen an die Demokratie, ihren beständigen Aufbau, Generation um Generation, Stadt um Stadt, Staat um Staat, verbinden Weimar, Rom und Neapel ebenso wie Goethes Reise», so die Kuratorin Patrizia Bisci (Berlin /Rom). Wo Goethe seine erste eigene Weimarer Wohnung hatte, entstand mit Raimund Kummer eine fiktiv-intime Lebens- und Wohnsituation. Zwei gläserne – der menschlichen Anatomie nachempfundene – Herzen (nebst Aorten), eines blutrot, eines blutleer, fanden sich an den beiden Stirnenden eines langen Birkenholztisches mit Schraubzwingen fixiert. Ob sie wie Krücken Halt gewährten, um die Herzen vom Sturz oder einer Flucht abzuhalten oder ob sie angesichts solcher Fragilität zu Folterinstrumenten wurden, blieb offen. Kummer nannte seine Skulptur zwischen Dialog und Konfrontation (Duell) im Sinne des filmischen Achselsprungs Schuss-Gegenschuss (1994 – 99). «Ich treffe den Universalmensch Goethe im Copyshop», schrieb Eva-Maria Schön über ihre fotografische Sammlung Universalmensch (1999). Goethe holte sich die italienische Campagne als Kopie ins Haus. Schön brachte Goethes Haus als Kopie in die Galerie: «Alles unter einem Dach, Universalanspruch und doch nur ein Privathaus.» Die Kopiermaschine egalisiert Format und Qualität der Sammlung, wird zur Mischmaschine, die das «Kulturgut Goethe» (Details und Ecken aus seinem Haus, ein klassizistisches Möbelstück, ausgetretener Dielenboden) mit ihrer eigenen Geschichte (Wasser, Pflanzen, Wandrisse, historische Fotografien einer zerstörten Stadt) zu einer Installation von 100 Fotokopien verschmilzt. Physischer  Ausgangspunkt und Fokus des Langzeit-Reiseprojekts Geography of Space (1997 – 99) von Janaina Tschäpe ist ihr eigener Körper. Mit dem Gesicht zur Erde am Boden liegend, in der Vorstellung zu sterben, passiv wie ein Toter, fühlt sie sich ein in ihre Umgebung,  saugt etwas von der Mentalität des Ortes auf, verändert ihn mit dieser kurzen Aktion, tauscht ihn gegen einen Teil ihrer Persönlichkeit, hält dies per Fotografie fest und erkundet so Orte (z. B. Tiefurt, Ettersburg), Räume, Landschaften: «In jedem Ort bin ich ein bisschen gestorben. In jedem Raum bleibt ein Stück von mir. Ich setze meine Landkarte der Erinnerungen zusammen und trage alle Leben in mir.» Eliseo Mattiaccis Moto di Spazi Cosmici (Bewegung kosmischer Räume, 1999) füllte den Himmel, sprich die Decke des Raumes als «Raum der Erfindungen» mit unterschiedlichem Eisengeflecht, das Gedanken zu Individuum und Kosmos, Mensch und Industrielandschaft, Risikobereich und Schutzraum zuließ. Einen anderen Raum tauchte die weinende wie harlekineske Figur auf Mimmo Paladinos Gemälde Il respiro della bellezza III (Der Atem der Schönheit III, 1990 – 91) in Freude und Schmerz. Nicola de Maria identifizierte mit seinem Ölgemälde Festa nella camera della testa (Fest in der Schädelkammer, 1995 – 96) die Seele Roms, die «Goethe so gern nach Weimar gebracht hätte, denn Rom und Weimar, das sind zwei Extreme».

  • Erste Eindrücke

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