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Ausstellungen

Endland — Verlassene Orte Thüringens neu denken

In Zusammenarbeit mit dem Kunstfest Weimar und der Bundeszentrale für politische Bildung

Ausstellung Fr., 25.08.2023–So., 05.11.2023

Verlassenes Schulgebäude Weimar, Bild: Karla Mönnig

Lesedauer etwa 2:37 Minuten

Eröffnung: 24.08.2023 | 15:30 Uhr


Thüringen 2050: eine nichtkultivierte Landschaftszone mit ungeklärter sozialräumlicher Zukunft, halbiert in seiner Nutzungsdichte? Landflucht? Überalterung? Wohnungsleerstand? ENDLAND? Ein thüringenweiter Open Call von Kunstfest Weimar, Bundeszentrale für politische Bildung und ACC Galerie Weimar rief bis Mitte Juli alle Bürger*innen dazu auf, Orte zu identifizieren, an denen das Verlassene anwesend ist. In diesem interdisziplinären Doppelprojekt wählten drei Performance- und Bildkünstler*innen (Kristin Wenzel, Tommy Neuwirth und das Künstlerduo VVV) sowie zwei Autor*innen (Antje Horn und Martin Knuth) aus den eingegangenen Vorschlägen die für sie persönlich passenden Orte aus: Ein Schloss, ein Tal, ein Wald und eine Brücke. Die Künster*innen präsentieren ihre gewonnen Erkenntnisse über oben genannte Orte auch in gewählten Räumen der Ausstellung beispielsweise in Form von Videoinstallationen oder Foto- sowie Textdokumentation. Darüber hinaus können in einer fotodokumentarischen Begleitausstellung viele Arten verlassener Orte erkundet werden - unter anderem verlassene Orte im menschlichen Körper, auf verschiedenen Erdteilen, im Universum oder im Internet.

Teilnehmende Künstler*innen und ihre Orte

KRISTIN WENZEL

Kristin Wenzels interdisziplinäre Praxis umfasst großformatige Installationen, Skulpturen und Interventionen im öffentlichen Raum.
Der verlassene Ort ihrer Wahl fällt auf das barocke Schloss in Friedrichswerth. Als Lustschloss Friedrich I. anstelle der Wasserburg Erffa 1689 erbaut und in DDR-Zeiten Jugendwerkhof, steht es heute verlassen, umgeben von einem verwilderten Garten. Als Forschungsworkshop konzipiert, untersucht Kristin Wenzel in ihrer Arbeit den Begriff der Erinnerung und ihrer Manifestation. Ausgehend von der These der Situationistischen Internationale, dass der historische Kontext von Architektur Auswirkungen auf die Psychogeographie eines Ortes hat, lädt das partizipatorische Projekt die Besucher*innen ein, das Schlossgelände zu erkunden und den verschiedenen Erinnerungsebenen nachzuspüren. Die eigene Wahrnehmung ist dabei der Ausgangspunkt einer künstlerischen Tiefenanalyse ebendiesen Ortes und untersucht, welchen Dingen des öffentlichen Raums wir Bedeutung zuschreiben und welche Erinnerungen mit ihnen verknüpft sind.

ANTJE HORN

Ein Ort, der sich selbst überlassen wird, stirbt nicht. Er verwandelt sich. Der Pfad ist düster, dichtes Blätterwerk, eine ehemalige Freiluftbühne, Sitzruinen muten wie Grabsteine an, Efeu und moosüberwachsene Steine.
Verlassene Geschichten lassen sich an verlassenen Orten nieder. Die Geschichtenerzählerin Antje Horn erzählt sie mal lautstark, mal flüsternd und gern im Tandem mit Anderen. So führt sie euch gemeinsam mit dem Schauspieler Erik Studte zur verlassenen Freilichtbühne im Lutherpark bei Erfurt, einem größtenteils verwilderten Park mit über 100-jähriger Geschichte. Im Anschluss an die Performance gibt es ein gemeinsames Essen mit den Kunstschaffenden, Köch*innen und engagierten Menschen aus der Umgebung. Kommt! Schaut! Lauscht! Schmeckt!

VVV

Das Künstlerduo VVV, bestehend aus Willie Gurner (USA) und Victor del Oral (Mexiko), erkundet mittels Performance, Skulptur, Workshop und Text Analogien zwischen räumlichen und digitalen Vernetzungen: Vor dem Internet gab es die Eisenbahn. Beide Technologien beeinflussten die Geschwindigkeit des zeitgenössischen Lebens und veränderten sowohl die räumliche Umgebung als auch die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur radikal — und entschieden darüber, welche Gebiete und Gemeinschaften florieren und welche Orte (und die Verbindungen dorthin) aufgegeben wurden. Das Künstlerkollektiv VVV untersucht die Beziehung zwischen der Geschwindigkeit des heutigen Lebens und den Ruinen, die diese Beschleunigung hinterlässt. Der ENDLAND-Ort ihrer Wahl ist ein verlassener Bahnstreckenabschnitt in der Nähe von Remptendorf, wo sich gleichzeitig eines der interessantesten Verkehrsbauwerke Thüringens befindet: die Ziemestalbrücke.

TOMMY NEUWIRTH

Mit seiner Performance «Realer wird's nicht» bleibt der Künstler Tommy Neuwirth auf paradoxe Weise ortlos. «Ich mag die Kraft dieses kleinen Wortes real. Ich mag die Vorstellung, wie die Buchstaben durch die Landschaft irren und irgendwie nur sich selbst verkünden.» Tommy Neuwirth macht ganz Thüringen zu einem verlassenen Ort. Mit einer mobil gemachten ausrangierten real-Leuchtschrift der gleichnamigen Supermarktkette «irrt» er durch das Land. Er ist Suchender und Mahner zugleich.

MARTIN KNUTH

Die interaktive Theaterreise des Jenaer Schriftstellers Martin Knuth führt die Besucher*innen des Endland-Projekts in das Jonastal, wo nationalsozialistische Ausbeutung und militärische Nutzung tiefe Spuren hinterlassen haben. Seine Performance entwickelt er zusammen mit dem Film- und Theaterschauspieler Omar El-Saeidi. 

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