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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
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Künstler*innen

Rheim Alkadhi

IQ, US

In ihren Arbeiten sucht die US-Irakerin Rheim Alkadhi das Absurde, das mit vielen Bedeutungen Ausgestattete und Ideen, die unbequem sind, weil sie am aufschlussreichsten etwas über Menschen und Gesellschaften erzählen. Dabei benutzt sie vorwiegend Materialien, die sie an dem geografischen Ort, an dem sie sich aufhält, vorfindet. Public Directory (2012 –17) ist ein Werk, dessen Inhalt zumindest den meisten Männern unangenehm sein könnte. Es zeigt das Foto eines geöffneten Medizinbuchs in einem Gebrauchtbuchhandel in Amman, Jordanien. In dem Buch wird eine geografische und politische Landkarte in Form des weiblichen Genitals dargestellt.

Zusammengeknotete Haarnetze, wie sie in jedem Drogeriemarkt hierzulande zu finden sind, bilden eine Map of the Square Made of Hair (2015 –17) aus Planquadraten, die im Zusammenhang mit den Ereignissen der Silvesternacht auf der Kölner Domplatte 2015 (square heißt im Englischen sowohl Platz als auch Quadrat) stehen. Die Vermischung geografischer und gesellschaftlicher Verortung kulminiert in dem Fakt, dass Goethe selbst in den Bau des Kölner Doms involviert war — die Themen Aufklärung, Frauenrechte, Flüchtlings- und Ausländerpolitik vermischen sich. Grenzen spielen dabei eine wichtige Rolle und finden ihren Ausdruck in der 2016 entstandenen poetischen Arbeit Night Taxi (Video-Loop und Text), in der eine Reise aus der Perspektive eines Post-Grenzen-, Post-Geld- und Post-Zeit-Flüchtlings anhand eines Taxameters nachgezeichnet wird. Inspiriert von Fred Motens Einlassungen auf die Wörter «Schulden» und «Flüchtling» in seinem Buch The Undercommons: Fugitive Planning and Black Study, beschreibt das Taxameter keine Aufhäufung der Schulden, sondern ein Zurückzählen zur zero hour (Stunde Null) — ein Begriff aus dem Militärjargon, der bei Hackern, Zauberkünstlern und Liebhabern verwendet wird.

In Alkadhis Arbeit Refugee Housing (2016/17) verwendet die Künstlerin ein altes Fotoalbum, das sie auf einem Weimarer Flohmarkt gefunden hat. Die einzelnen Seiten wurden aus ihrer Bindung gelöst und zu temporären Behausungen für Flüchtlinge im Miniaturformat zusammengefaltet, in denen die Schlitze für Fotos nun als Fenster dienen.

Mit The Eye Theatre Closes Its Doors and Opens Them Again (2015) werden Fotografien gezeigt, die eine simultane Reise durch den Augennerv im Körper nach draußen in die Vogelperspektive von Militärdrohnen und weiter in ein Gemeinschaftsfahrzeug darstellen, das gerade vom Tigris überschwemmte Gebiete durchquert.

Das sowohl text-, als auch objektbasierte Werk Hairs of the Oppressed (2015 – 17) ist durch Augusto Boals Theatre of the Oppressed inspiriert und soll, ganz der brasilianischen Theatertradition verpflichtet, den Zuschauer zur sozialen und politischen Veränderung anheizen. In diesem Sinne ist jedes Haar ein intimes Zeugnis bzw. Zuschauer verschiedener internationaler Gräueltaten und bildet eine Plattform der Aussprache. Skulptural — die Haare nehmen überdimensionierte Formen an — werden die Haare in der Installation als Objekte auch mit performativem Potenzial aufgerufen: In sie kann man Schauspieler, Kostüme oder Puppen hineinprojizieren.


Siehe auch die Webseiten picturesclerk.net und picturesclerk.com.

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