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Künstler*innen

Bob and Roberta Smith (GB)

GB

Lesedauer etwa 2:20 Minuten

Wohlkalkulierte Irritationen gehören zu den künstlerischen Strategien von Bob and Roberta Smith, die bereits im auf ein Künstlerduo verweisenden Künstlernamen angelegt sind, hinter dem sich tatsächlich nur ein Künstler verbirgt. Entsprechend viele Mythen ranken sich auch um den Namen, deren plausibelste Version vielleicht ist, dass Patrick Brill alias Bob mit seiner Schwester Roberta ursprünglich plante, als Duo aktiv zu werden. Ihr Ziel sei es gewesen, den Menschen klar zu machen, dass Kunst oder kreative Tätigkeiten ein Grundbedürfnis darstellten und damit ein Grundrecht sind. Es könnte eine Ironie des Schicksals sein, dass Roberta das ganze Kunstbusiness zu elitär wurde und sie beschloss, zur Psychotherapeutin umzuschulen. So blieb Bob allein, behielt aber den Doppelnamen bei, weil ihm die Idee einer kollektiven Kunstproduktion gefiel - beziehungsweise, dass sich jeder hinter dem Pseudonym verstecken könnte, ein bisschen wie bei 007 und Doctor Who.

Folglich bewegten sich Bob and Roberta Smith auch in vielen kreativen Bereichen sowohl als Kurator öffentlicher Kunstprojekte ("Art U Need"), Gründer einer Kunstpartei, Lehrer an der London Metropolitan Universitiy und Anbieter von Apathie-Workshops, Autor und Musiker in der Band "The Ken Ardley Playboys" und Macher der Radioshow "Make Your Own Damn Music". Im Zentrum seines bildkünstlerischen Werkes stehen seine ikonischen Holzschilder mit aufruhrerischen, ironischen und zweifelnden Slogans in den Lettern des traditionellen Schildermalerhandwerks, die mal didaktisch die Betrachter auffordern, ihre eigene "verdammte Kunst" zu schaffen ("Make your own damn art"), oder einfach nur festhalten, dass alle Schulen Kunstschulen sein sollten (All schools should be art schools"). Die oft aus alten Holzpaneelen zusammengebastelten Werke finden ihren lapidaren und unkonventionellen Einsatz in Installationen, wie die "Piss Bar" in dieser Ausstellung, die häufig auch Bühne für mehr oder weniger ungeplante Performances sind. Zur Ausstellung "Does Humor Belong in Art?" haben Bob and Roberta Smith zehn Bilder beigesteuert, wobei vier in die "Piss Bar" integriert sind, die mit britischem Witz, Charme und Humor gängige Kunstideale, Weltkonzepte und Verbesserungsutopien hinterfragem. In einem wünschten sich Bob and Roberta, nicht den Traumlehrerberuf an den Nagel gehängt zu haben. Ein anderes proklamiert, dass die Abschaffung der Armut ein realitätsflüchtiger Tagtraum sei, wie auch die Vorstellung, dass man etwas verändern könnte und verkündet die Würde in der Apathie ("Dignaty in Apathy"). Ein weiteres Bild fordert in falscher Orthografie, Gemüse nicht wie Tiere zu behandeln. Die Frage "Warum musste Captain Beefheart sterben?" mag eine Anspielung auf den Ausstellungstitel sein, den die HALLE 14 dem Frank-Zappa-Album "Does Humor Belong in Music?" entlehnt hat, und gleichzeitig eine Hommage an Zappas Schulfreund und Kollaborateur, der als Bluesmusiker und Sänger mit einer Vorliebe für außergewöhnliche Arrangements und absurde bis kryptische Texte, aber auch als Maler und Autor, Bob and Robertas Vorbild sein könnte, während ein anderes großes Bild, historische Tatsachen verdrehend, auf den Ort Colditz Bezug nimmt. Dieser Ort ist in Großbritannien teilweise bekannter als Leipzig, weil sich während des 2. Weltkrieges auf der dortigen Burg ein Kriegsgefangenenlager für hochrangige britische Militärs befand. Auch ein weiteres Werk im Großformat nimmt Bezug auf den deutschen Kontext. Es verkündet, dass Bob and Roberta Smith eigentlich ein deutschsprachiges Werk geplant hatten, dann aber der "Kerl, der deren Werke verkauft", gewünscht hätte, dass sie es sexy machten. Das haben sie dann getan. Auch das Schild auf der Müllskulptur in der ebenfalls räudigen "Piss Bar" hat eine wenig kunstfreundliche Botschaft: Kein Künstler könne ein Kunstwerk im öffentlichen Raum schaffen, das schöner sei als eine illegale Mülldeponie.

Bild: https://www.royalacademy.org.uk/art-artists/name/bob-and-roberta-smith-ra

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