Marianne Brandt
gestorben 1983
Marianne Brandt (geboren am 1. Oktober 1893 in Chemnitz) war vielseitig künstlerisch tätig. Während des Ersten Weltkriegs studierte sie zunächst Malerei in Weimar. Sie erlebte den Zusammenbruch des Kaiserreichs, den Werteverfall und die Inflation, im künstlerischen Bereich die Zeit des Expressionismus. Die 1920er Jahre waren für sie dann eine Zeit des Aufbruchs. Für junge Frauen öffneten sich neue Berufsfelder, und Marianne Brandt ergriff diese Chance. Sie vernichtete den größten Teil ihrer früheren Bilder und begann 1924 ein weiteres Studium am Weimarer Bauhaus. Ihre Fächer waren Werk- und Materiallehre und Gestaltung, ihre Lehrmeister Albers, Moholy-Nagy, Klee und Kandinsky. Sie arbeitete in der Silberschmiedewerkstatt und wurde dann stellvertretende Leiterin der Metallwerkstatt. Unter Verwendung der Grundformen Kugel, Zylinder und Würfel entwickelte sie Modellentwürfe für alle Arten der Raumbeleuchtung und neue Formen für Tee- und Kaffeeservice, die später in Serie produziert wurden. Daneben entdeckte sie die Fotografie für sich und experimentierte mit dem neuen Medium, mit Verzerrungen, Licht und Schatten und ungewöhnlichen Perspektiven. Angeregt durch eine Parisreise verarbeitete sie die Großstadteindrücke in Collagen, die aber, anders als bei Hannah Höch zum Beispiel, keine satirischen Anklänge oder politische Stellungnahmen enthielten. 1929 arbeitete sie im Bau-Atelier von Gropius in Berlin an Entwürfen für Inneneinrichtungen und Möbel und ging im selben Jahr als Leiterin der Entwurfsabteilung zur Metallwarenfabrik Ruppelwerke nach Gotha. Ihre Aufgabe dort war die Gesamterneuerung des Programms, doch 1933 wurde sie entlassen. Es folgte eine lange Zeit der Arbeitslosigkeit und zunehmender Vereinsamung. Alle früheren Bauhaus-Dozenten verließen Deutschland. Moholy-Nagy, der ihre Entwürfe sehr schätzte, versuchte vergeblich, ihr in England Arbeit zu verschaffen, denn als Bauhäuslerin mit norwegischer Staatsbürgerschaft (ihr geschiedener Mann war Norweger) erhielt sie in Deutschland keine Aufträge mehr. Sie lebt in dieser Zeit wieder in Chemnitz bei den Eltern und hält sich mühselig mit kleinen Privataufträgen über Wasser, beginnt wieder zu malen und darf gelegentlich einige Bilder ausstellen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhält sie wieder eine Dozentur an der Dresdner Hochschule für Werkkunst und später an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee (DDR). Nach einer Arbeitsreise nach China geht sie aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand und stirbt hochbetagt 1983 in einem Pflegeheim. Die großen politischen Umbrüche bestimmten ihr tragisches Leben.
Mehr Infos zu der Künstlerin finden Sie auf der Website: www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/marianne-brandt/