Götz Bury
AT, geboren 2060
Der einstige Bildhauer, heutige Performancekünstler und Buchautor Götz Bury bittet, wie es sich für den unter Fernsehköchen aufgewachsenen Bastler und Querdenker gehört, auf besondere und fordernde Weise zu Tisch: Die mit einem Sammelsurium an verschiedensten Gegenständen eingedeckte Tafel wird durch sonst nur aus Baumarktregalen geläufigen Objekten geschmückt und lädt zu einem Festmahl ein, das assoziationsreicher kaum inszeniert sein könnte. Zollstöcke werden hier umfunktioniert zu Gabeln, zerteilte und neu zusammen gesetzte Bierflaschen formieren sich zu rustikalen Weingläsern, zerschlissene Arbeitshandschuhe dienen als mehr oder minder bequeme Sitzkissen auf Bierkästen, die Schlosserhammer runden die Tischdekoration als die etwas anderen Blumenvasen ab. Neben dem leisen Verweis auf den Prozess der Arbeit, der dem Nahrungsverzehr in früheren Zeiten einmal voraus ging, für uns heute jedoch nur noch marginal zu spüren ist, spielt die Festtafel gleichwohl eine neu-steinzeitliche Szenerie vor, der die wilde Archaik einer zerstörten Zivilisation zugrunde liegt. Bury sucht augenzwinkernd die präventive Konfrontation mit den postapokalyptischen Zuständen der (Ess)Kultur. Seine Installation begleitet der Künstler, wie sollte es anders sein, zur Eröffnung mit einer Kochshow-Performance (hier als Video gezeigt), um uns unsere schwindende Wertschätzung des Nahrungsgenusses in der bunten Glitzerwelt der Lebensmittel und ihrer Verpackungen aufzutischen.