Chto Delat
RU, gegründet 2003
Das Kollektiv Chto Delat (Was ist zu tun?) wurde Anfang 2003 in Petersburg von einer Arbeitsgruppe von Künstlern, Kritikern, Philosophen und Schriftstellern aus St. Petersburg, Moskau und Nischni Nowgorod mit dem Ziel gegründet, politische Theorie, Kunst und Aktivismus miteinander zu verbinden.
Die Gruppe konstituierte sich im Mai 2003 in St. Petersburg in einer Aktion mit dem Titel "Die Neugründung von Petersburg". Der Name der Gruppe geht auf einen Roman des russischen Schriftstellers Nikolai Tschernyschewski aus dem 19. Jahrhundert zurück und erinnert unmittelbar an die ersten sozialistischen Arbeiterselbstorganisationen in Russland, die Lenin in seiner eigenen Publikation Was ist zu tun? (1902). Chto Delat versteht sich als künstlerische Zelle und auch als Community-Organisator für eine Vielzahl kultureller Aktivitäten, die darauf abzielen, die "Wissensproduktion" zu politisieren. Das Kollektiv übernimmt Verantwortung für den postsozialistischen Zustand und die Aktualisierung der vergessenen und verdrängten Potenziale der sowjetischen Vergangenheit und betreibt oft eine Politik des Gedenkens. Das Kollektiv konzentriert sich auf die Frage der Arbeitsrechte von Kulturschaffenden und die Politik der Kameradschaft.
Seit seiner Gründung gibt das Kollektiv eine englisch-russische Zeitung heraus, die sich mit dringenden Fragen der russischen Kulturpolitik im Dialog mit dem internationalen Kontext befasst.
Im Jahr 2013 initiierte Chto Delat eine Bildungsplattform - School of Engaged Art - und stellt außerdem Ressourcen für ein soziales Zentrum in Sankt Petersburg namens Rosa's House of Culture bereit. Seit 2017 gründete das Chto Delat Kollektiv zusammen mit Kolleg*innen aus Deutschland den gemeinnützigen Verein Chto Delat e.V. in Berlin, der es ermöglicht, seine Arbeit durch institutionelle internationale Fördermittel zu erweitern, die an verschiedene Projekte in Russland und an die Unterstützung aktivistischer Initiativen durch den Mutual Aid Chto Delat Fund verteilt wurden.
Im Jahr 2014 zog sich das Kollektiv von der Teilnahme an der Manifesta 10 in Petersburg zurück, um vor Ort gegen die Entwicklung der russischen Militärintervention in der Ukraine und die Annexion der Krim zu protestieren, und löste mit diesem Akt eine aktuelle Debatte über die Teilnahme und den Boykott von Kunstveranstaltungen aus.
Die Aktivitäten der künstlerischen Zelle Chto Delat erstrecken sich über eine Reihe von Medien - von Video- und Theaterstücken bis hin zu Radiosendungen und Wandmalereien - und umfassen Kunstprojekte, Seminare und öffentliche Kampagnen. Die Arbeiten des Kollektivs zeichnen sich durch den Einsatz von Verfremdungseffekten, surrealen Szenerien, Typisierungen und immer wieder Analysen konkreter sozialer und politischer Kämpfe aus.