Wolfram Hahn
Heutzutage läuft die Kamera im Prinzip zeitlebens mit — wie in der Truman Show. Die Digitalkamera ist zum permanenten Wegbegleiter und Lebensgefährten geworden, um unseren Alltag zu dokumentieren. So wie die Popularität sozialen Netzwerkens gewachsen ist, wurde das Selbstporträtieren zu einem gewöhnlichen Phänomen, einer Methode, die jedermanns Geschichte in die Außenwelt zu tragen vermag. Selbstporträts wurden zu einer Art von Sprache, ein miteinander geteilter Kommunikationsgebrauch, ermöglicht durch Digitalkamera und Computer.
Wolfram Hahns Bilderserie Into the Light – Selfportraits for Social Networks (2009/11) setzt die in den sozialen Netzwerken geposteten Selbstporträts neu in Szene. Sie legt das komplette Szenario offen, das im originalen Selbstporträt nicht zu sehen war. Und sie zeigt genau den Moment, wenn der Blitz des Porträtfotos aufleuchtet — die Erstellung der digitalen Identität, die es der Person schließlich ermöglichen wird, eingebunden zu sein in eine breitere Gemeinschaft, während sie zur selben Zeit eingeschlossen zuhause sitzt.
In Wolfram Hahns Fotoserie Ein entzaubertes Spielzimmer (2006) sehen alle gezeigten Kinder fern. Die Porträts halten präzis den Moment fest, in dem sie, zwischen 3 und 12 Jahren alt, weder Impuls noch Gefühle zeigen. Verzaubert, hingerissen, gebannt sind die Kinder nicht länger aktive Individuen, sondern wurden vielmehr zu passiven Zuschauern in einer anderen Welt, geben sich vollkommen dem kindgerechten TV-Angebot hin, das vor ihnen läuft.
Erste Eindrücke