Karl Hermann Roehricht
Karl Hermann Roehricht "ist ein hoffnungsloser Menschenfreund, der mit zwölf Dioptrien im Brillenglas auf die Welt schaut und lächelnd sagt: ‚Der Schnee von gestern schmilzt nie ...'" (MDR-Radio). Hinter den unauffälligen, freundlichen, auf erdige, leise Töne setzenden Gemälden des Romantikers, "Malerpoeten" und Kunstpreisträgers der DDR (1979), geboren 1928 in Leipzig, steckt immer auch ein kritischer Beobachter, hinter den Erzählungen und Romanen ein hintergründiger Rechercheur der Alltagsszenerie, ein Getriebener, ein Suchender, der sich weder im Westen der Nachkriegszeit (er ging 1960 aus der BRD in die DDR) noch im ostdeutschen Mauerstaat mit den politischen Zuständen auf Dauer arrangieren konnte. Im ländlichen Brandenburg suchte er Ruhe zum Malen und Schreiben. Hier in der Uckermark entstand seine mittelformatige Mischtechnik auf Leinwand "Hohenfelden bei Schwedt" (1972, Leihgabe der Klassik Stiftung Weimar, Neues Museum), in einer Gegend, die sich als Kernstück einer DDR-eigenen Mineralölwirtschaft einen Namen machte. Vielleicht auch ein zurechtgerücktes, ins liebliche gemaltes Stimmungsbild der kleinen Idylle, auf die es im Leben so oft ankommt, wenn die Ideale versagen oder unser Zugang zu dem, was wir als ideal empfinden, uns versagt bleibt. 1981 stellte Roehricht - nach Depression, Nervenheilanstalt und Sprachlosigkeit - einen Ausreiseantrag und durfte 1984 wieder in den Westen.