Åsa Sonjasdotter
SE, geboren 1966
Nach dem Besuch einer indischen Bauernorganisation im Himalaya, die ausschließlich Grundnahrungsmittel aus ihrer Region anbaut und vertreibt, kehrte Åsa Sonjasdotter, Professorin für zeitgenössische Kunst in Tromsø, in ihre schwedische Heimat zurück. Dort angekommen, beschloss sie, das Bestreben der Inder, eine nachhaltig sinnvolle Landwirtschaft zu entwickeln, in den lokalen, europäischen Kontext zu transkribieren. Die Stellung, die für indische Bauern Reis und Bohnen einnehmen, mag hierzulande am ehesten die Kartoffel ausfüllen. Jenen Erkenntnissen folgend, entwickelte Sonjasdotter das Langzeitprojekt „Potato Perspective“ als eine Auseinandersetzung mit Kulturgeschichte im Allgemeinen – aus dem Blickwinkel der Kartoffel. Die Wandarbeit zeigt eine Auswahl über Jahre gesammelter Buchcover, die die Historie jener Knollenpflanze, von ihrer Einführung und Nationalisierung, Kommerzialisierung wie Popularisierung, Verwissenschaftlichung und Manipulation erzählt. Die Collage verklammert so anspielungsreich sowohl kulturelle, historische, gesellschaftliche, aber auch politische Aspekte der Geschichte der Kartoffel. Dass der kommerzielle Anbau der meisten Kartoffelsorten entgegen aller Sortenvielfalt in der hyperregulierten EU verboten ist, bekam die Künstlerin über ihre aktive universelle Kulturbeobachtung zwischen Wissenschaft, Schöngeist und Kunst zu spüren. Im Sinne der WM-Fußballweltmeisterschaft befinden sich auf dem Burgplatz vor dem ACC die Kartoffelsorten „Adretta“ und „Gala“ im Wettbewerb. Während die Adretta (entwickelt 1975 für das Kartoffelforschungsinstitut Groß Lüsewitz in der DDR) rund, robust und weitesgehend krankheitsresistent ist, ist die Gala (als Nachwende-Variante der Nordring Kartoffelzucht- und Vermehrungs GmbH Groß Lüsewitz von 2002) vor allem schön anzusehen – goldgelb, oval-länglich und hervorragend geeignet zur Herstellung von Pommes Frites.