Cornel Wachter
DE, geboren 25.11.1961
Lesedauer etwa 2:10 Minuten
«… Wollt ihr hoch auf ihren Flügeln schweben, Werft die Angst des Irdischen von euch! Fliehet aus dem engen, dumpfen Leben In des Idealen Reich!»
(aus Friedrich Schillers "Das Ideal und das Leben" von 1795). Schiller legte damit die Fährte zur Installation des Kölners Cornel Wachter "Meine ideale Welt - zimmere ich mir selbst" (ortsspezifische Installation für DIE IDEALE AUSSTELLUNG, 2009). Wachter schuf einen Raum, in dessen Zentrum er den Künstler (sich) selbst positioniert, geschützt durch einen groben Baustellenzaun, gegen Unbill von Außen abgeschottet von so viel ungesunder Anpassung und Wirklichkeitsverzerrung, die weite Teile der Gesellschaft befällt und innerlich aushöhlt. In diesem zusammengezimmerten Refugium arbeitet Wachter daran, von ihm für die Menschheit und die Natur als gute Impulse erfahrene Bewegungen zu fördern, sich diese anzueignen und zur Hellung seiner Stimmung zu nutzen. So zog er über die Jahre eine Palisadenwand hoch, hinter der er nicht nur Schutz suchte, sondern von wo aus er sein ganz eigenes Gutes züchtet, austrägt, pflegt und verbreitet. Der Künstler ist der Bienenkorb in der Mitte seines behelfsmäßig zusammen gezimmerten, fragilen Gebäudes. Er arbeitet ohne Unterlass an Produkten nach Bauart seiner Ideale für eine glücklichere, sich untereinander mehr liebende Menschheit, welch wundervoller Honig. Und wenn er auf seine eigene Art energetisch aufgeladene Substanzen zusammengeführt, zusammengerührt hat, dann steigt er auf, dieser süße Geruch des Guten. Durch die Gucklöcher der Bretterwand seiner Lebensburg fliegen also keine Steine, Kanonen oder Pistolenkugeln, sondern soll immer "fumata bianca" als Rauchzeichen für eine gute Lösung aufsteigen.
Cornel Wachter ist ein deutscher Bildhauer und Maler. Wachter bezeichnet sich selbst als „Stilpluralisten“. Er mischt unterschiedliche Kunstrichtungen und verbindet sie mit seinem gesellschaftlichen Engagement, als „Akteur auf der künstlerisch-politischen, sozialen Bühne“.
1983 bis 2001 bildete Wachter zusammen mit Elmar de Saint Schmitt das Künstlerduo UnterbezirksDada, das mit Plakataktionen und Performances auf sich aufmerksam machte.
Als künstlerische Reaktion Wachters auf den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Jahr 2002 entstand die Tischskulptur „Diary of an ennuyé – Tagebuch eines Gelangweilten“; sie ist seit 2005 Teil der ständig gezeigten Sammlung des Kunstmuseums Bonn.
2008 zeigte Wachter eine interaktive Installation im Kölner Wallraf-Richartz-Museum und stellte die Frage: „Wann haben Sie das erste Mal bewusst Kunst erlebt?“ Zahlreiche Künstler*innen, darunter Robert Wilson, Marina Abramović, Desmond Morris und Kurt Masur beteiligen sich an dieser Arbeit, dessen Ergebnisse in das Buch Ich fand Kunst doof und gemein – Mein erstes Kunsterlebnis. einflossen. In der 2014 erschienenen Folgepublikation … als Paul McCartney mich anrief – Mein erstes Musikerlebnis versammelt die ersten Musikerinnerungen von mehr als einhundert Persönlichkeiten.
Anlässlich des 275. Geburtstag des Weimarer Klassikers Christoph Martin Wieland am 5. September 2008 initiierte Cornel Wachter die Uraufführung des Stabat mater von Giovanni Battista Pergolesi in der von C. M. Wieland 1781 geschriebenen deutschen Textfassung. Unter der Leitung von Alexander Eberle, dem Chordirektor des Aalto-Theaters in Essen, spielte das Münchner Barockorchester L’arpa festante, es sangen die Sopranistin Elisabeth Scholl und der Countertenor Alexander Schneider in der Kirche St. Peter zu Oßmannstedt, dem „Wielanddorf“ bei Weimar.
Anfang 2022 organisierte Wachter eine gemeinsame Aufführung und Neuaufnahme des Titels Zuletzt stirbt die Hoffnung von Wolfgang Anton durch rund 180 Kölner „Stars und Sternchen“ in der Lanxess Arena. Als Motivation nannte er den Wunsch, in den „dunklen“ Zeiten der Corona-Pandemie ein „Zeichen der Zuversicht“ zu setzen.