Young-Hae Chang Heavy Industries (KR)
Mit Feinsinnigkeit und Präzision knüpfen das Künstlerduo Young-Hae Chang Heavy Industries (Y.H.C.H.I.) Beruf und Berufungen von Young-Hae Chang und Marc Voge zu einem untrennbaren Ganzen, das, wenn einmal fertiggestellt, in seine Einzelteile unzerlegbar scheint. Auf den Wellen lässigen Jazz, dramatischer Klassik, sommerlich-seichten Latinosounds oder mit Techno unterlegter, traditioneller Folklore-Liedern inszeniert der als Übersetzer tätige, von der Universität Paris ausgebildete Doktor der Ästhetik Chang (Korea) die mit Wortwitz und sensibler Poesie versetzten Texte des britischen Dichters Voge zu einem choreografisch und gestalterisch ausgeklügelten Gesamtwerk.
Die textbasierten, mit Adobe Flash erstellten Animation flirren seit 1999 in insgesamt über 20 Sprachen als flimmernde Schriftbilder über die Leinwand. Konsequent sind die typographischen Videowerke stets in der serifenlosen Festbreitenschrift Monaco (ent wickelt von Susan Kare für Apple Inc.). Die Farbigkeit bleibt dem grafischen System Schwarz-auf-Weiß treu; farbige Akzente werden nur gesetzt, wenn sie der inhaltlichen Idee und einer entsprechenden Dramaturgie dienlich sind. Rasant reihen sich die einzelnen Passagen, Sätze, Worte und Silben der Textarbeiten, von Y.H.C.H.I. in den Rahmen der Partitur eines Clips eingearbeitet und oft als „digitale Literatur“ bezeichnet, aneinander.
Die individuelle Gestaltung und Inszenierung eines Videos lehnt sich an die Aussage eines Textes, passt sich dieser an – ob von politischer, kultureller oder rein poetischer Natur, ein leises Schmunzeln scheint den sich aus Wort, Schrift und Bild sich rekrutierenden Animationen ein ständiger und zuträglicher Begleiter zu sein. Selbst, wenn Y.H.C.H.I. dies in dem eigens für die Ausstellung entstandenen, somit neuesten Video des Duos „WENN DU ÜBER DAS HIER LACHST, LÄUFT ETWAS ZIEMLICH FALSCH“ bestreiten mögen und, im Umkehrschluss, unmittelbar bestätigen. Darin heißt es zum Beispiel: "Ok, vorab: Wir versuchen nicht, lustig zu sein. Auch wenn es eine Freude und Ehre ist, an der Ausstellung teilzunehmen, glauben wir nicht, es verdient zu haben, dabei zu sein“ und „Auch wenn der Humor seinen Platz im Leben hat, erschaudern wir vor Kunst, die versucht, lustig zu sein. Für uns ist nichts schlimmer als jemand, der versucht, lustig zu sein und versagt. Wir haben Angst vor dem Versagen.“
Derartiges Kokettieren allerdings haben Y.H.C.H.I. nicht nötig: Das in Seoul angesiedelte Duo stellte seine Arbeiten bereits im Tate Modern (London), im Centre Pompidou (Paris), im Whitney Museum of American Art (New York), im San Francisco Museum of Modern Art, im Getty Center (Los Angeles), im Reina Sofia Museum (Madrid), im Museum für zeitgenössische Kunst (Barcelona), im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, bei der Venedig-Biennale oder der Fukuoka-Triennale für asiatische Kunst aus.