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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
  • So–Do 12–18, Fr–Sa 12–20
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Veranstaltungen

90 Jahre Baumhaus

Le Chêne d’Allouville | The Alnwick Garden Treehouse | Markus Bach | Marianne Bär / Jens Kolb & Peter Dörr | Baumraum – Andreas Wenning | William Bertram | Blue Forest Ltd | Nicholas von der Borch | Bill Compher | Mathieu Collos | Michael H. Cranford & Rebecca Amelia | Foster Diaz | Johannes Dinda | Patrick Dougherty | Drechsel Fromme Meinhard | Studio Dré Wapenaar | El Valle des Sensacíones | Kate Evans | Dustin Feider | Field Lines Architecture | Forever Young Treehouses | Forschungsgruppe Baubotanik – Uni Stuttgart | Free Spirit Spheres Inc – Tom Chudleigh | Michael Fry | Roland Fuhrmann | Terunobu Fujimori | Michael Garnier | Mikael Genberg | Miroslav Haluza | Hang Nga’s Tree House | Tham & Videgård Hansson | Attie Jonker | Marcel Kalberer | Tadashi Kawamata | Kendel Architekten | Folke Köbberling & Martin Kaltwasser | Studio Lukasz Kos | Janne Kusters | La Cabane Perché | Lucasfilm Ltd. | Wolfgang Karl May | Andrew Maynard Architects | Harald Melcher | Naha Harbor Diner | New Tribe | Pacific Environments Architects | Pilchuck Glass School | Pitchford Estate | ROBIN WOOD | Josh Stern | Romero Studios | Eric Schmidt | SOFTROOM | Steampunk Tree House | Terreform ONE | Andrew Testa | TreeHouse Creations – Takashi Kobayashi | Treehouses of Hawaii – David Greenberg | TreeHouse Workshop, Inc – Pete Nelson | TrueSchool treehouses | Mireille Turin & Peter Sigrist | Michael Wielgus | Prokop Zavada u. v. a.

Mi., 25.11.2009, 20:00
Eintritt: 3 € / erm.: 2 € / Tafelpass: 1 €

Austellungserföffnung: 90 Jahre Baumhaus

Lesedauer etwa 2:58 Minuten

Der Traum vom menschlichen Hort, vom Nest in der Laubkrone, ist so alt wie die Menschheit
selbst. Die Jubiläumsfeierlichkeiten zu «90 Jahre Bauhaus» spiegelte das ACC mit 90 Jahren
Baumhaus. In 450 Fotografi en wurden 100 Baumhäuser vorgestellt. Zu deren Produzenten, den
Baumhäuslern also, zählten neben Künstlern, Architekten, Designern, Aktivisten, Bastlern und
Geschäftsleuten aus aller Welt auch die Jäger und Sammler des Korowai-Volkes im südöstlichen Papua. Sie leben in Baumhäusern, die als Verteidigungsfestung dienen, um rivalisierende
Clans von der Gefangennahme insbesondere von Frauen und Kindern für Sklaverei und Kannibalismus abzuhalten. Harald Melcher hatte sie dokumentiert, um ihre Welt so zu erhalten,
wie sie ist. Darum ging es auch zahllosen Umweltaktionen im Großbritannien der 1990er, bei
denen Protestbaumhäuser und die Technik des «Baumsitzens» eine zentrale Rolle spielten. Was
Andrew Testa damals in Fairmile aufnahm, das inspirierte Prokop Zavada 1995 zum Bau zweier
Private Tree Houses für seine Familie, gelegen am Moldauufer nördlich von Prag. Wie er
besetzten auch die Aktivisten der Umweltorganisation ROBIN WOOD mit Tragbahren als Baumbetten, Plattformen und Hängematten Bäume oder bauten ganze Baumhäuser, nur mit einem
anderen Motiv: länger in der Höhe ausharren und damit dem Schutz von Bäumen und Umwelt
näher sein zu können. Um Gott, in dessen Auftrag er handelte, näher zu sein, errichtete Horace
Burgess aus Crossville, Tennessee, in zwölf Jahren mit 258.000 Nägeln sein Minister’s Tree
House, ein 30 m hohes, zehnstöckiges Meisterwerk aus Holz, mit Basketballplatz, Glockenturm
und 1.000 m2 Fläche – das größte Baumhaus der Welt. «Tritt ein in einen heiligen Raum»,
so beschreibt Tom Chudleigh seine Free Spirit Spheres in Kanada: Wohnkugeln schweben
zwischen Bäumen in einem Gefl echt aus Seilen und fügen sich harmonisch in einen Wald ein
– ein Ort zum Meditieren. Ein anderer Raum der Andacht ist Le Chêne d’Allouville (Die Eiche
von Allouville) im westfranzösischen Département Seine-Maritime. Seit 1696 befi nden sich
im Inneren des 1.000 Jahre alten, hohlen Baumes zwei übereinander eingerichtete kleine
Räume, deren tiefergelegener unter dem Patrozinium Notre-Dame-de-la-Paix (Unserer Lieben
Frau vom Frieden) als Kapelle dient, während der obere eine Eremitenbehausung ist. Wie ein
paar Autostunden weiter, in Südwestfrankreichs Baum-Wochenendhäusern der Taubenjäger,
jenen famosen Palombières in Aquitanien, aktiv gehaust wird, das fotografi ert und kartografi
ert Roland Fuhrmann in seinem Langzeitprojekt Wipfelburgen. Auch die Tree Huts des
Japaners Tadashi Kawamata sind Nester zivilen Ungehorsams. Auf zwei Kastanien hat sich
Kawamatas Landsmann Terunobu Fujimori sein bescheidenes Stück ultimativer Architektur gebaut: Takasugi-an («zu hohes Teehaus») ist, in der Tradition der alten Tee-Meister, extrem
einfach und kompakt gehalten. Sein dampfender, punkiger Gegenentwurf ist das stählerne
Steampunk Treehouse, eine gigantische, 11 Tonnen schwere Installation von 60 Künstlern
aus Oakland, Kalifornien, die als interaktive Multimediaskulptur mit Blick in die Zukunft
die Trümmer unserer Technologie-Gesellschaft recycelt und dabei etwas alt aussieht oder,
meinen andere, «wie ein Baum, den Menschen gebaut haben, die nie einen gesehen haben».
Das Yellow Treehouse Restaurant der Pacifi c Environments Architects in Neuseeland hat die
Form einer Knoblauchknolle oder Laterne, leuchtet nachts und bietet Schutz wie wundervollen
Ausblick. Kälte und Regen widersteht auch Wolfgang Karl Mays erstes mobiles Baumhaus der
Welt. In sechs Metern Höhe auf einem festen Stamm, beherbergt es zwei Personen, hat Raum
für eine Bibliothek und ist (heruntergeklappt) dennoch auf Rädern unterwegs. Weniger mobil,
doch fabelhaft-fürstlicher mutet das Highgrove Tree House in Gloucestershire an, das Prince
Charles 1987 vom Architekten William Bertram für seine Söhne William und Harry bauen ließ.
Eine Freude für die ganze Familie ist John Malkovich’s Treehouse in der französischen Provence,
erfunden von Clare Wilks. Weiter abgelegen und schwerer zugänglich für ihren Erbauer
Eric Schmidt, seine Familie und andere Wildnis enthusiasten ist die Wilderness Tree House
Lodge in Alaska, aber ebenso wie Bill Comphers Cedar Creek Tree House im Mount Rainier
Nationalpark, Washington, ein privat bewirtschafteter Rückzugsort in den Bergen. Apropos
Rückzugsort: Einer der Pioniere der «Baumhausbewegung» – neben Pete Nelson aus Seattle – flog
spontan aus Hawaii ins ACC: David Greenberg setzt auf Wiederaufforstung, Nutzung ländlicher
Gebiete und Integration des ökologischen Tourismus. Und dass er dies auch umsetzt, beweist
sein fantastisches Baumhaus The Big Beach in the Sky in Südchina. Nicht weniger abenteuerlich
ist das Bright Tree Village auf dem Waldmond von Endor, der Heimat des Ewok-Stamms
aus der epischen George-Lucas-Weltraum-Oper Star Wars, das natürlich nicht fehlen durfte,
zumal die 200 Ewoks in der Schlacht von Endor der «Allianz zur Stärkung der Republik» halfen,
das Galaktische Imperium zu besiegen: Ein «Glücklicher Hain» («Happy Grove») in den Wipfeln.

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