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Veranstaltungen

"Hurra, wir leben noch!"

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Lesedauer etwa 2:51 Minuten

26.8. bis 22.11.2022 (Kunstfest Weimar 24.8 bis 10.9.2022)

Kunstfest-Weimar-und-ACC-Galerie-Weimar-Ausstellungs- und Theaterreigen

Im Mai 2022 werden Kunstfest Weimar und ACC Galerie Weimar einen Open Call an alle Thüringer*innen richten – einen Aufruf zur Mitwirkung am dritten gesamtthüringischen Performance- und Ausstellungsreigen in Folge, in dem es zunächst um Begriffe wie Landflucht, Älterwerden, Vereinsamung, Abkopplung, Verdrossenheit, Kommunikationsarmut, Aussterben von Sozialbeziehungen und deren Folgen in einem Freistaat geht, dessen Nutzungsdichte sich bis 2050 halbieren wird – ein Bundesland mit ungeklärter sozialräumlicher Zukunft. Dies könnte der Wortlaut des Open Calls sein: „Überaltert – entvölkert – vergessen? Wenn man Schlagzeilen über Thüringen liest, möchte man als Mensch, der hier lebt, der hier vielleicht geboren wurde, widersprechen. Nun haben Sie die Gelegenheit! Widersprechen Sie! Ist Thüringen jung im Herzen, wird maßlos unterschätzt, bietet Platz zur Entfaltung? Entfalten Sie Ihre Ideen, Missionen, Visionen, Fantasien von einem (neuen) Leben in Thüringen – im Diesseits oder im Jenseits!“ Es kann in unserem Projekt eher nicht um die Behebung und Auflösung oben genannter Phänomene gehen, aber um deren Nennung beim Namen, Besprechung und sich daran anknüpfende künstlerisch-poetische „Aufknotung“ und Öffnung und um Optionen, mit ihnen zurechtzukommen und fertig zu werden. Aus Geschichten wurden in den letzten beiden Kunstfestausstellungsjahren Gerüchte – aus Gerüchten werden nun Fantasien: Nach den erfolgreichen Projekten „Schwimmen nach … (Thüringen)/Vom Glück der Provinz“ in 2020, einer szenischen Annäherung an die Region als Heimat, und „THÜRINGEN – Die ganze Wahrheit“ (2021) zu Gerüchten, Mythen, Lügen und Fake News über Thüringen, soll es 2022 um die Bedingungen des (Zusammen-)Lebens, aber auch des Älterwerdens und Sterbens in Thüringen gehen. Gleichzeitig geht es darum, Fantasien für ein neues Thüringen im Diesseits oder Jenseits zu entfalten und entwickeln. Neustart Thüringen. Thüringen neu erfinden. Weiterleben in Thüringen. Ergänzt wird der Open Call wie 2021 durch eine Reihe von moderierten, kostenlosen Erzählcafés (bzw. -picknicks) in den jeweiligen Orten, in denen das Projekt durch Ausstellung und Performance repräsentiert sein wird. In diesen Kommunikationsrunden an öffentlichen Orten sind die Menschen aufgerufen, jene Geschichten, Ideen und Visionen, die sie noch nicht eingereicht haben, zu erzählen. Genauso wie die Einsendungen werden diese dann gesammelt und fließen ein in für die Ausstellungen zu schaffenden Kunsträumen und in Performances. Anders als in 2020 und 2021 wird Grundlage des Ausstellungs- und Theaterprojektes ein literarischer Text sein, der eine unglaubliche, unerhörte Begegnung zum Gegenstand hat, die einen Bogen über siebenhundert Jahre Weltgeschichte spannt: Zwei Männer treffen sich in vollkommener Finsternis. Sie wollen ans Licht, unbedingt. Sie tasten sich voran, führen irrwitzige Gespräche und teilen die Erinnerungen an zwei haarsträubend unterschiedliche Leben. Die Männer? Stan Laurel und Thomas von Aquin. Der begnadete britische Filmkomiker trifft auf den großen Denker und bedeutendsten katholischen Theologen des Mittelalters. Warum hier? Warum jetzt? Warum gerade die beiden? Genau dies müssen sie herausfinden, um endlich ans Licht zu gelangen. Wahrscheinlich werden sie in Thüringen das Licht der Welt erblicken … Der Erfolgsroman „Picknick im Dunkeln“ von Markus Orths ist eine aufregende philosophische Reise, eine urkomische und todernste Geschichte über die großen Fragen des Lebens und soll in seiner verschmitzten, absurden Komik eine Katharsis, aber auch eine facettenreiche Gesprächsgrundlage sein. Fünf bis sechs bildende Künstler*innen(gruppen) aus Thüringen werden sich die Lektüre von „Picknick im Dunkeln“ zu Gemüte führen und im Kontext des Romans sowie der oben erwähnten thüringischen Zustandsbeschreibung zu (und in) fünf bis sechs thüringischen Gemeinden und Städten künstlerisch arbeiten und das Erarbeitete an ebendiesen Orten und in der ACC Galerie Weimar (als zentralem, zusammenfassendem Ausstellungsort) in sinnlich erfahrbaren Kunsträumen und begehbaren Installationen ausstellen. Darüber hinaus hat der Weimarer Starschauspieler Dominique Horwitz sich bereit erklärt, in der Nachfolge von Steve Karier in 2022 mit einem Soloabend „Picknick im Dunkeln“ durch Thüringen zu reisen – angestrebt werden 15 Aufführungen an 15 Orten an 15 Tagen, unter ihnen auch die Studiobühne des Deutschen Nationaltheaters Weimar. Inszeniert wird das Solostück von Horwitz‘ langjährigem künstlerischen Weggefährten Torsten Fischer, der den Roman so aufbereitet, dass Horwitz über die Reflexion des Textes mit seinen Zuschauer*innen ins Gespräch kommen wird. Auf Basis der Stoffsammlung von Gesprächscafés oder Einsendungen wird Horwitz seine Darbietung unterbrechen, Zuschauer*innen befragen und ins Gespräch verwickeln: Über das Leben in Thüringen vor oder nach dem Tod …

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