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Ausstellungen

Die Unvollendete

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Ausstellung Mo., 29.03.2010–So., 30.05.2010

Die Unvollendete: McGuire

Lesedauer etwa 2:21 Minuten

Ausstellung zum 15. Internationalem Atelierprogramm 2009 "Kunstfehler - Fehlerkunst" von ACC Galerie und der Stadt Weimar

Hiwa K. (IQ) / Davy und Kristin McGuire (GB) / Rallou Panagiotou (GR)

Programmleiterin: Monica Sheets (Leipzig/Minneapolis)

Rallou Panagiotou aus Athen, Davy & Kristin McGuire aus Macau und Hiwa K. aus Mainz waren 2009 Gäste der Stadt Weimar und bereiten sich derzeit auf ihre Stipendiatenausstellung „Die Unvollendete“ vor, die am 28. März 2010 um 17 Uhr im ACC eröffnet wird und bis 30. Mai 2010 täglich zu sehen ist. Sie waren die Teilnehmer des 15. Internationalen Atelierprogramms der ACC Galerie und der Stadt Weimar „Kunstfehler – Fehlerkunst“. Ob als Individuum oder in der Gesellschaft – Fehler werden ungern zugegeben. Man vertuscht sie lieber, als sich offen zu seinen Fauxpas zu bekennen. Ein ausgeprägter Hang zum Perfektionismus bestimmt unser Verlangen nach einer Null-Fehler-Gesellschaft. Dabei sind Scheitern, Irrtum und Versagen überlebensnotwendige Triebkräfte.

Das Künstlerpaar Davy und Kristin McGuire hat während seines Weimarer Aufenthalts ein Umfeld geschaffen, in dem Fehler gewollt, gewürdigt und geschätzt sind. Mit ihrer mobilen Beichtbox zogen sie durch Stadt und Ilmpark und jeder, der sich traute, konnte seine Fehler (vom „peinlichsten“ bis zum „besten“) offenbaren. Diese Geständnisse werden nun als Soundtrack zum Thema hörbar gemacht. Der beste Fehler, der jemals gemacht wurde, soll mit der Trophäe des Gescheiterten Oskars ausgezeichnet werden. Das „Beichtbord“ des Künstlerpaars, eine Pinnwand mit Postkarten, deren Bilder sich teils bewegen und Interviews enthalten, in denen Weimarer über ihre Fehler sprechen, ist eine filmische Sinfonie des Scheiterns. Vom 29. März bis zum 5. April 2010 werden Davy & Kristin McGuire jeweils um 17.00, 17.20 und 17.40 Uhr ihre neueste Produktion zur Aufführung bringen: teils Theaterstück, teils Installation, teils Film und teils Puppenspiel, ist „The Ice Book“ ein Pop-up-Buch, das wie durch Zauberei vor den Augen des Publikums (von 1 bis 5 Personen) zum Leben erweckt wird. Erzählt wird die Geschichte einer Prinzessin, die einen Jungen in den Wald lockt, um ihr Herz aus Eis zu erwärmen. Während der 17minütigen Aufführung wird aus dem Buch eine animierte Miniaturwelt, ein intimes, eindringendes Filmerlebnis.

Hiwa K., ein Künstler und Musiker, der als politischer Flüchtling 2002 aus dem Irak nach Deutschland kam, schafft spielerische Situationen, die Brücken zwischen Menschen und Kulturen schlagen, das Unmittelbare und Unberechenbare des jeweiligen Moments und dessen subtile Zwischentöne einfangen. Sein Aufenthalt in Weimar glich einem Balanceakt, den er mittels Performance in die Tat umsetzte. Nach intensivem Training durchschritt er in einer zweistündigen, äquilibristischen Wahrnehmungsaktion Weimar, einen 1,30m langen Metallstab, an dessen oberem Ende sich diverse Spiegel befanden, auf der Nase. Sich somit seiner direkten Orientierungsmöglichkeit im Stadtraum entledigend, nahm er Weimar aus verschiedensten Perspektiven wahr, näherte sich den Spiegelbildern seiner temporären Wahlheimat. In seinem Film „see/saw“ sieht man zwei Menschen, die über mehrere Minuten hinweg auf einer Wippe das Gleichgewicht auf der Horizontalen halten. Sich über das Pathos dieses Bildes durchaus im Klaren, setzt Hiwa K. der meditationsähnlichen Balance jedoch nach einer Weile ein jähes Ende.

Die griechische Bildhauerin Rallou Panagiotou unterwarf sich während ihres Weimar-Aufenthalts einer strengen Maßregelung: sie nahm sich vor, für die Produktion jeder zu schaffenden skupturalen Figur nur einen Tag Zeit zur Verfügung zu haben, wodurch der Fehler, das Missgeschick, die Nicht-Vollendung zum dem Arbeitsprozess und seinem Ergebnis innewohnenden Kalkül wurde. Welches Werk kann als miss-, welches als gelungenes gelten und warum? Durch dieses zeitbasierte Konzept der Produktionsmethode legt sie ihren skulpturalen Installationen den Fehler und die Untersuchung seiner Entstehungsweise zu Grunde. Der schöpferische Prozess mit all seinen Unzulänglichkeiten und Fehlerkorrekturen, die Zeitgebundenheit als Empfinden von Vergänglichkeit und die Versuchs-und-Irrtums-Methode sind wichtige Aspekte ihrer skulpturalen Arbeit.

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