Ursula Damm
Ursula Damm fusioniert mit ihren Werken klassisch-handwerkliche Methoden und technische Rechenprozesse, die sie in einer abstrakten Zwischenwelt von Echtheit, Simulation, Realität und Virtualität zusammenführt.
So offeriert eine von Damms Installationen das fiktive Produkt Sustainable Luminosity (Nachhaltiges Leuchten). Energiefressende Leuchtreklame soll durch das Fluoreszieren glühwurmartiger Mücken ersetzt werden. Diese können trainiert werden, sich fliegend zu Schriftzügen und Firmenlogos zu formieren. Mit einem Echtzeit-Sound-Spatialisierung-System werden die Mücken trainiert, in Form einfacher LED-Buchstaben zu schwärmen. Diese Flugeigenschaften bleiben — einmal erworben — erhalten und werden epigenetisch an die Nachkommen vererbt.
Was wie das Hirngespinst eines sich selbst überschätzenden Wissenschaftlers klingen mag, erscheint angesichts der biotechnologischen Fortschritte unserer Zeit jedoch weit weniger abwegig. Doch ist die scheinbar innovative Idee von großer Ambivalenz geprägt — immerhin wohnt ihr die Anmaßung inne, frei über das natürliche Biotop einer intraspezifischen Gemeinschaft verfügen zu wollen.
Aus einem Insektenschwarm wird ein skulpturales Kunstobjekt — und ein Diener omnipräsenter Werbung und kommerzieller Zwecke. Sustainable Luminosity greift eine typische Problemlage auf, indem herkömmliche Technologie durch «natürliche», da bioorganisch erzeugte, ersetzt wird, und damit «nachhaltigere» Technologien als Problemlösungspotenzial der Synthetischen Biologie angepriesen werden.