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Ausstellungen

Der Weisheit letzter Schluss | Norbert W. Hinterberger

Ausstellung So., 17.01.2016–So., 13.03.2016

Norbert W. Hinterberger: Der Weisheit letzter Schluss, 2015

Lesedauer etwa 2:11 Minuten

Eröffnung: 16.1.2016 | 20:00 Uhr

Dauer: 17.1. bis 13.3.2016

Norbert W. Hinterberger (AT)

mit David Mannstein (DE) und Anne Krausz (DE)

Norbert W. Hinterberger war 1993 Gründungsmitglied der Fakultät Gestaltung an der seinerzeitigen Hochschule für Architektur und Bauwesen, die — nicht zuletzt durch die neue Fakultät und den Studiengang Freie Kunst — in Bauhaus-Universität Weimar umbenannt wurde. Als Künstler, der sich vorwiegend mit den Fragen menschlicher Existenz (von der Abstammung bis zu den Phänomenen des Alltags) beschäftigt, war es ihm stets ein Bedürfnis, diese essenziellen Fragen seinen ihm anvertrauten Studierenden nahezubringen und diese in auch medial optimierte künstlerische Formen zu gießen. Die Spannbreite seiner Forschungen (ablesbar in Ausstellungen und begleitenden Publikationen) spiegelte sich auch in den Semesterprojekten wider. Themen wie Alles oder Nichts, Geld oder Leben, Eros und Thanatos, Krieg und Frieden erforderten intensive Recherchen und endeten nach inhaltlich profunden Diskussionen stets in Werken, welche diesen Denkprozessen auch ästhetisch überzeugende Bilder an die Seite stellten. Hinterbergers Verschränkung von individuell-subjektiver Kunsttätigkeit und seiner Lehre war in Theorie und Praxis nicht voneinander zu trennen und der sich daraus ergebende Synergieeffekt ein willkommener und wesentlicher Anteil seiner Tätigkeit im Studiengang Freie Kunst. Hinterberger bekannte sich stets zu der Auffassung, dass der Lehrende von seinen «Schülern» und Mitarbeitern genauso profitiert wie der hoffnungsfrohe Eleve vom sogenannten «Meister». Diese kollegiale Haltung zu den ihm Anvertrauten zeigte sich auch in den jährlichen Exkursionen (u. a. nach Ägypten, Israel, Litauen, Frankreich, Italien und auf den Balkan), nicht nur als Dozent und Reiseleiter, sondern oftmals auch als Chauffeur. Die Exkursionen — wesentlicher Aspekt der Semesterprojekte — dienten weniger als klassische Bildungsreisen mit touristisch-passiven Zuhörern, sondern vielmehr der Erkundung der jeweiligen Realitäten vor Ort. Daraus resultierende Forschungsergebnisse wurden an Hand einer Ausstellung am Ende der Reise neben den Exkursionsteilnehmern auch den Einheimischen vor Augen geführt.

Die ACC Galerie, stets im locker-intensiven Verhältnis zu Norbert W. Hinterberger durch Ausstellungsbeteiligungen und Vorträge, sieht es als willkommene Gelegenheit, anlässlich seiner Emeritierung eine Retrospektive seiner facettenreichen Kunstproduktion zu zeigen. Als zeitliche Klammer der 22-jährigen Tätigkeit in Weimar werden der erste Diplomand David Mannstein (mittlerweile mit seiner Partnerin Maria Vill sehr erfolgreich im Bereich des öffentlichen Raumes) und die vorerst letzte Diplomandin Anne Krausz mit ihrer psychologisch sensibel nuancierten Familienhistorie in die Ausstellung eingebunden. Retrospektive meint hier nicht vordergründig eine prämortale oder gar postmortale Rückschau, Leistungschau an Hand von Elaboraten vergangener Jahrzehnte, sondern vielmehr das Verbindende, die Resultate einer persönlichen Forschung, gedacht auch als Statement zum Status Quo während der Ausstellungsdauer und fokussiert auf ein Leben, das sich der Verschränkung von Leben und Kunst (genau in dieser Reihenfolge!) verpflichtet sieht. Zeitgenössische Kunst versucht in ihren besten Ausarbeitungen stets, sogenannter Wirklichkeit auf der Spur zu bleiben und auf sinnliche Art dem Publikum einen Erkenntnisgewinn zu verschaffen. Auf dem Weg zum fertigen Werk ist der Künstler Forscher, Handwerker und erster kritischer Betrachter. An der Schwelle zwischen Vergangenheit (die auch den Künstler prägt) und Zukunft stellt das Werk im Brennpunkt der Gegenwart der Weisheit letzten Schluss dar. Bestenfalls resümiert das Werk über die Geschichte, die Bedingungen seiner Produktion und vermag einen Ausblick in die Zukunft zu ermöglichen. Der Weisheit letzter Schluss versucht, durch seine enzyklopädische Konzeption viele Facetten humaner Existenz und zeitgenössischer Fragestellungen zu präsentieren: In 26 Räumen wird Hinterbergers Œuvre von A bis Z neu geordnet.

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