Caitlin Baucom
US
Caitlin Baucom, die ihr Studium als Master of Arts (in Performancekunst und Video) in Chicago abschloss, lässt sich bei der Kreation ihrer Arbeiten mehr von ihrer Intuition als von allem Anderen leiten. Ihre Performances zeichnen sich durch einen konkreten phasenhaften Arbeitsprozess aus, in dessen Rahmen sie ihre eigenen Gedankenstränge und -bilder mit denen der Außenwelt verknüpft und überschreibt, bis sie nicht mehr voneinander unterscheidbar sind. Baucoms „performance operas“ – eine Wortschöpfung Baucoms – rekrutieren sich aus poetischen, mit kraftvoller Stimme zu selbstkomponierter elektronischer Musik gesungenen Texten, visuellen Effekten aus Licht, Schauspiel und Videoprojektionen und sind Ergebnis der kritischen Betrachtung, Verarbeitung und des Aufzeigens gesellschaftlicher wie persönlicher Um- und Missstände. So spotten ihre Arbeiten jeder Angst und gesellschaftlichen Gefälligkeit, die alles Experimentelle zu unterbinden scheint. Imagination und Realität werden zu einer neuen Wirklichkeit: der Wirklichkeit der Baucom-Performances. Durch Baucoms intuitives Agieren mit der eigenen Vorstellungskraft und dessen, was real greifbar ist, finden Gefühle Einzug in Klangwerke, Gedanken ihren Ausdruck in Texten, werden imaginäre Bilder in Bewegungen gemalt. Prunk der Oper, opake Poesie und genussvolles Erleben lassen eine „performance opera“ erblühen, die – davon ist Baucom überzeugt – stets einem kritischen Hinterfragen verpflichtet ist. So wohnt ihren Werken auch stets ein politischer Aspekt inne – dennoch, so sagt sie selbst, sei ihre Kunst nicht politisch.
Inspiration für ihre Arbeiten zieht Baucom aus der Umgebung, in der sie sich gerade befindet – ihre eigenen Gedankenstränge verstricken sich mit ihrem Umfeld, bis sie aufeinander abfärben und sich ein enormer Speicher an neuem Material angesammelt hat.
In Weimar konnte die Künstlerin ihre Arbeit intensivieren, hat sich mit von ihr bisher selten verwendeten Materialien befasst und neue konzeptuelle Ansätze in viele Richtungen entwickelt. Weimar, so Baucom, wirke für sie wie eine Kulisse, eine Bühne – und wurde Teil ihrer Arbeit. Besondere, unentdeckte Orte, die sie erforscht hat und an denen sie einen besonderen Zauber spürte, flossen ein in Baucoms Gedankenlauf und haben sich zu bühnenbildähnlichen Installationen entwickelt – ein kahles Feld übersät mit leeren Schneckenhäusern, ein moosbewachsener Haufen zerbrochener Grabsteine oder eine zerfallene Hütte voller Kerzen, umgeben von mit eingeritzten Symbolen versehenen Bäumen. Ihre Installationen kombiniert sie mit Videos, welche sowohl während als auch nach ihrem Aufenthalt in Weimar entstanden.
Mit dem Ausstellungsthema „Kunst und Kriminalität“ verbindet Baucom besonders den unausgesprochenen gesellschaftlichen Grundsatz, dass es Frauen nicht erlaubt ist, kriminell zu handeln. Stattdessen werden ihnen, falls sie je eine kriminelle oder aggressive Verhaltensweise zeigen, Scheingründe wie Hysterie, Hormonschwankungen, Stresssymptome oder der verderbliche Einfluss eines Mannes zugeschrieben; denn die Vorstellung, dass eine Frau wahrhaftig und vom Grunde auf kriminell sein könnte, jagt der Gesellschaft Angst ein.
Atelierprogramme