Lucy Glendinning
GB
Lucy Glendinning versteht ihre Kunst als Werkzeug zur Untersuchung psychologischer und philosophischer Themen. Mit bildhauerischer Kunstfertigkeit und ästhetischem Feinsinn macht sie den menschlichen Körper zum semiotischen Medium.
Tatsächlich sind ihre Arbeiten, allen voran all jene, die sie nicht für den öffentlichen Raum gestaltet, verstörend-faszinierend, schauerlich-schöner Natur. So auch die Arbeit aus der Serie Skins, die eine entleerte menschliche Hülle zeigt.
Das Motiv erinnert an die mythologische Figur des Marsyas, der sich anmaß, Apoll im musikalischen Wettkampf herauszufordern (und zu gewinnen) und zur Strafe gehäutet wurde, oder auch an Michelangelos berühmte Darstellung des Heiligen Bartholomäus in der Sixtinischen Kapelle. Die Präsenz der Hülle des Menschen fragt nach der Bedeutung des verlorengegangenen Inhalts.
Die Skulpturenfolge Feather Child verkörpert einen hellseherisch-unverstellten Blick in eine Gesellschaft der Zukunft und gibt womöglich eine Antwort auf die Frage, ob wir in einer Welt der Genmanipulation noch in der Lage sein werden, Einspruch gegen die Verwandlung unserer Körper zu erheben. Werden Bedarf und Notwendigkeit oder Technologieglauben und Größenwahn die beherrschenden Mächte sein? Unbehagen überkommt den Betrachter angesichts der ruhenden, fragilen Kinderkörper, die gänzlich mit Federn bedeckt sind — zu wenig lassen sich die Stimmung eines Kinderzimmers zur Nacht und die eines Versuchslabors miteinander vereinbaren.
Lucy Glendinnings Skulpturenfolge „Feather Child“ verkörpert einen hellseherisch-unverstellten Blick in eine Gesellschaft der Zukunft und gibt womöglich eine Antwort auf die Frage, ob wir in einer Welt der Genmanipulation noch in der Lage sein werden, Einspruch gegen die Verwandlung unserer Körper zu erheben. Werden Bedarf und Notwendigkeit oder Technologieglauben und Größenwahn die beherrschenden Mächte sein? Werden wir kollektiv oder individuell handeln? Die Fragilität des gefiederten Kindes erinnert nicht zufällig an die große Erzählung von menschlicher Hybris: das Schick-sal des Ikarus in der griechischen Mythologie.