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Ausstellungen

Mein lieber Schwan

Ausstellung So., 25.08.2013–So., 24.11.2013

Claire Lieberman: Crystal Swan Gun, 2002.

Lesedauer etwa 3:48 Minuten

Ausstellung vom 26. August bis 24. November 2013 im Rahmen von «pèlerinages» Kunstfest Weimar mit Arbeiten von
BECK (DE)
Joseph Beuys (DE)
Fabio Cifariello Ciardi (IT)
Parastou Forouhar (IR)
Lucy Glendinning (GB)
Janet Grau (US)
Anke Heelemann (DE)
Norbert Hinterberger (AT)
Peter Kees (DE)
Deborah Kelly (AU)
Csilla Klenyánszki (HU)
Yvonne Kuschel (DE)
Claire Lieberman (US)
Marcos Lutyens (US)
Rory Macbeth (GB)
Tea Mäkipää (FI)
Polly Morgan (GB)
Nina Nolte (DE)
Marcin Ryczek (PL)
Arne Schmitt (DE)
Anija Seedler (DE)
Nedko Solakov (BG)
Jan-Peter E. R. Sonntag (DE)
Sam Taylor-Johnson (GB)
Jim Whiting (GB)

Eine Ausstellung im Rahmen von «pèlerinages» Kunstfest Weimar mit Arbeiten von BECK (DE) | Joseph Beuys (DE) | Fabio Cifariello Ciardi (IT) | Parastou Forouhar (IR) | Lucy Glendinning (GB) | Janet Grau (US) | Anke Heelemann (DE) | Norbert Hinterberger (AT) | Peter Kees (DE) | Deborah Kelly (AU) | Csilla Klenyánszki (HU) | Yvonne Kuschel (DE) | Claire Lieberman (US) | Marcos Lutyens (US) | Rory Macbeth (GB) | Tea Mäkipää (FI) | Polly Morgan (GB) | Nina Nolte (DE) | Marcin Ryczek (PL) | Arne Schmitt (DE) | Anija Seedler (DE) | Nedko Solakov (BG) | Jan-Peter E. R. Sonntag (DE) | Sam Taylor-Johnson (GB) | Jim Whiting (GB)

2013 wäre der "Dichterkomponist" Richard Wagner 200 Jahre alt geworden. Seine populärste Oper, der "Lohengrin", wurde am 28. August 1850 von Franz Liszt im Großherzoglichen Hoftheater Weimar uraufgeführt. Die ersten Worte von Lohengrins Ankunftsarie – weil sein Nachen von einem Schwan gezogen wird – sind sprichwörtlich geworden: "Nun sei bedankt, mein lieber Schwan". Als Ausruf von Bewunderung und Erstaunen hat sich die Kurzfassung als wahrhaft geflügeltes Wort bis heute in unserem alltäglichen Sprachgebrauch erhalten.

Unter dem Motto "Wagneridyll" spannt sich in dieser internationalen Gruppenausstellung der Bogen von Richard Wagners Geburt und Tod über die Oper "Lohengrin" und das Motiv des Schwanes in der Kunst bis zu den düsteren Seiten des Lebens wie Verzweiflung, Verbrechen und Tod, die in der Symbolik des weißen und schwarzen Schwanes von jeher in unterschiedlichster Weise ihren Ausdruck fanden. Circa 100 zeitgenössische Werke von 25 Künstlern aus 11 Ländern korrespondieren mit 25 grafischen Arbeiten aus dem Bestand der Klassik Stiftung Weimar, die assoziativ in den Ausstellungsrundgang eingewoben wurden. Die Hälfte der Gegenwartskunstwerke entstand spezifisch für diese Ausstellung, die sich mit Anke Heelemanns „Parcour der Stauner“ im öffentlichen Stadtraum fortsetzt und begleitet wird von einem Rahmenprogramm mit zehn Veranstaltungen, die sich am Thema der Ausstellung orientieren.

Seit 1991 („Photographie am Bauhaus“) arbeiten die ACC Galerie Weimar und das Kunstfest
Weimar nun bereits zum siebten Mal zusammen.


Das Schwanenmotiv in Geschichte, Kunst und Kultur

Seit Menschengedenken ist der Schwan ein mythologisches Tier, schwingen in seinem Bild und Begriff uralte Bedeutungen mit: Er ist ein Symbol des Lichts und des Stolzes, der Reinheit, Vollkommenheit, Heiligkeit, Würde, Reife und Anmut. Das Weiß seines Federkleids steht für das Absolute, Anfang wie Ende und deren Vereinigung und ist wie bei den Engeln, Heiligen, Bräuten, Erstkommunionskindern und Klosterkandidatinnen ein Symbol für Unschuld und Jungfräulichkeit.

Zeus umarmte Leda in Schwanengestalt, weiße Schwäne ziehen den Wagen von Apoll, dem Lichtgott. Liebesgöttin Aphrodite und Jagdgöttin Artemis finden sich oft in Begleitung von Schwänen, die auch in der germanischen Mythologie eine enge Beziehung zu den Gottheiten pflegen.

Dessen ungeachtet war das Wappentier zahlloser Fürstenhäuser in den Hungersnöten des Mittelalters gern gesehener Gast auf dem Speiseplan (aus den Carmina Burana ist ein Lied über einen am Spieß gebratenen Schwan bekannt), während am englischen und preußischen Königshof sieht man mal von Henry III. ab, der für sein Weihnachtsbankett 125 Schwäne benötigte) die bis dahin selten gewordenen weißen Schwäne den Status eines unantastbaren, geschützten Wesens genossen, dessen Zucht ein Privileg des Hochadels war. Im Volksglauben ist der Schwan vor allem ein (Ver)Wandlungssymbol, Hans Christian Andersen kredenzte uns passenderweise das Märchen vom „hässlichen jungen Entlein“. Am Firmament wurde der Schwan – symbolischer Ausdruck der Begegnung von Himmelsgott Uranus und Meeresgott Neptun – als Sternbild verewigt und diente fortan den Seefahrern und Astrologen zur Orientierung. Kein anderer Vogel kann so tief ins Dunkel des Wassers tauchen und – je nach Kultur – vielleicht gerade deshalb auch Gegenteiliges zum bislang als vermeintlich charakteristisch Aufgezählten verkörpern: das Unheimliche, Dämonische, Kampf, Tragik und Tod. Der Schwan ist ein Sexualsymbol: neben dem weißen Schwan steht immer der schwarze, neben dem Guten das Böse. Dem Totenschiff, das die Seelen in eine andere Welt brachte, wies der Schwan den Weg, in permanentem Kontakt mit dem Reich der fi nsteren Hel, der Herrscherin der unterirdischen Totenwelt.

Tschaikowskis „Schwanensee“ gehört zu den erfolgreichsten Balletten überhaupt, den Titel „Schwanengesang“ hat eine – letzte – Liedersammlung Franz Schuberts erhalten. Immer wieder haben sich Dichter und Musiker von diesem Zaubertier inspirieren lassen, vor allem in der Kunst des Symbolismus.

Nach griechischem Glauben besaß der Schwan die Fähigkeit wahrzusagen. „Es schwant mir“, ist heute noch im deutschen Sprachgebrauch zu finden, wenn unsere Intu ition oder Weissagungskraft ins Leben dringt, leistet dem „lieben Schwan“ im Zitatenschatz Gesellschaft. Die Gestalt des „Schwanenritters“ Lohengrin verzauberte Generationen mit ihrer „blausilbernen“ Musik. Zur Zeit der Romantik entwickelte sich sogar ein bizarrer „Lohengrin“-Kult, der in den Anlagen von Schloss Neuschwanstein wohl seinen absoluten Höhepunkt fand. Im wilhelminischen Bürgertum schlug die Rezeption eher in eine spießig-pathetisch-politische um, wie sie nicht zuletzt Heinrich Manns „Untertan“ literarisch zum Ausdruck brachte. Richard Wagner selbst, der die Oper revolutionierte und das Gesamtkunstwerk initiierte, ist natürlich – nicht nur als Künstlerfigur – so beliebt wie umstritten. Der Kult des 19. Jahrhunderts um das „größte Genie der Musikgeschichte“ und dessen vornehmlich ideologische Interpretation im 20. Jahrhundert sind inzwischen einer eher menschlichen, unaufgeregten, teils humorvollen Annäherung an Wagners zeitlos valide Kunst gewichen. Auch diesem Umstand möchte die Ausstellung – beispielsweise mit einer flankierenden Rahmenveranstaltungsreihe – Rechnung tragen.

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Stadt Weimar, des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Stadtwerke Weimar, der Thüringer Edelmetallkasse GmbH und des Förderkreises der ACC Galerie Weimar.

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