Leila Tschopp
Leila Tschopps Arbeiten — wie die ausgestellte namens _AMA — enthalten Bezüge zu Szenografie, Theater und Tanz, zu Geometrie, Architektur und natürlicher Landschaft. Sie finden sich in Tschopps Malereien, in den Arrangements von Objekten innerhalb von Installationen, in der Bedeutung, die die Künstlerin dem Maßstab beimisst und in den mannigfaltigen Betrachtungsorten und Perspektiven, die dem «Zuschauer» innerhalb eines Raumes angeboten werden. Tschopp interessiert des Betrachters Einbindung ins Hier und Jetzt der Arbeit, wenn dieser seine Aufmerksamkeit der Verlagerung des eigenen Körpers im Raum widmen kann, während er von der fiktiven, simulierten Welt des Werks und den neuen raum-zeitlichen Beziehungen, die dieses Werk anbietet, umgeben ist: «Seit 2006 untersuche ich die räumlichen Aspekte von Malerei, mit Betonung auf der physischen Erfahrung des Betrachters — immer auf der Suche nach dessen körperlicher und perfomativer Art von Resonanz. Ich entwickelte bildhafte Installationen mittels Malereien auf Wand oder Leinwand, mobilen Strukturen und flexiblen Materialien. Sie rufen Zeichen aus verschiedenen Bildsystemen — wie Kunstgeschichte, Stadtarchitektur, Bühnenbild — wach, um die räumlichen ‹Auswirkungen› und den ‹Nachhall› dieser Bezugnahmen, die ‹Reichweite› von realem und abgebildetem Raum und das kritische Potenzial, das Bildmontage in sich trägt, zu erkunden.», Tschopp untersucht die Räumlichkeit von Malerei aber nicht nur als Produkt des Illusionismus, sondern als etwas Körperliches und Konkretes, das mit Objekten, Plätzen, Routen, menschlicher Erfahrung in Beziehung steht. Für ihre Bild-Installationen mit Malereien auf beweglichen Strukturen, temporären Wandgemälden und Objekten ist das Konzept der Montage essenziell. Die Dichte der Bilder wird nicht durch die Logik einer linearen Erzählung bestimmt, sondern jedes Gemälde trägt dazu bei, eine Syntax zu bauen, die verschiedene Epochen der Malerei durchläuft (im Werk „_AMA“ z.B. von der Avantgarde des 20. Jahrhunderts über Hoppers Innenräume zu van Goghs und Lichtensteins „Schlafzimmer in Arles“) und den Beziehungen zwischen Figur und Raum, Spannung und Bewegung, Isolation und Ensemble nachspürt. Im Frühjahr 2010 war Leila Tschopp Stipendiatin des 16. Internationalen Atelierprogramms der ACC Galerie Weimar und der Stadt Weimar Jenseits der Sehnsucht.
Ihre Gemäldegruppe La Ilusión (2017) basiert auf einer für die Argentinierin charakteristischen Methode: die Montage von Bildern verschiedener Herkunft, die auf einer Art künstlerischem Plan beruht, der sich aus unterschiedlichen Quellen speist und die Werke von Künstlern am Rande institutioneller und akademischer Kanons einbezieht, um das Gewicht des Erbes zu analysieren, das europäische und lateinamerikanische modernistische Repräsentationen hinterließen und deren Einfluss auf die Konstruktion lokaler Identitäten in Südamerika. Die Gemäldegruppe (im ACC ist ein Teil davon zu sehen) interpretiert Werke verschiedener Malerinnen wie Gertrudis Chale (1898 – 1954), Lygia Clark (1920 – 88), Georgia O’Keeffe (1887 – 1986), Magdalena Jitrik (geboren 1966), Tarsila do Amaral (1886 – 1973) und anderen. Gleichzeitig spielen sie auf Geometrie, Architektur und Landschaft an, um Begriffe wie Wahrnehmung, Repräsentation, Rahmen, Zeichen, Modell und Stereotyp zu untersuchen.