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  • Galerie und Kulturzentrum in Weimar
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Ausstellungen

Mit krimineller Energie - Kunst und Verbrechen im 21. Jahrhundert

Ausstellung Sa., 25.08.2012–So., 21.10.2012

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Lourival Cuquinha (BR) / Nathalie van Doxell (FR) / Brock Enright (US) / Christoph Faulhaber (DE) / Florian Göttke (DE) / Adolfo Kaminsky (FR) / Ulla Karttunen (FI) / Oleg Kulik (RU) / Antonio Vega Macotela (MX) / Teresa Margolles (MX) / Ana Mendes (PT) / Ivan Moudov (BG) / Dorota Alicja Nieznalska (PL) / Anna Odell (SE) / Christian Gottlieb Priber (DE) / Nedko Solakov (BG) / Adam Tellmeister (CH) / Avdei Ter-Oganian (RU) / Trummerkind (US)

Politikern, Polizisten und Staatsanwälten zum Trotz, das Deviante, Kriminelle und Mörderische sind unauslöschliche Bestandteile aller Gesellschaften. Ungeheure zivilisatorische Anstrengungen wurden von der archaischen Gesellschaft – in Form des Rituals und der Verbannung – bis zur modernen – in Gestalt des industriellen Gefängniskomplexes, der Sicherheitsindustrie und repressiver Architektur – aufgeboten, Normen, Ge- und Verbote aufrechtzuerhalten. Während die Zivilisation bemüht ist, das Gemeine, Gefährliche, Beängstigende zu unterbinden, ist der Trickster-Künstler vielleicht der Einzige, der – quasi stellvertretend – neben dem Verbrecher die Grenzen des Erlaubten, Wohlanständigen und Opportunen auslotet. Eine der Sozialfunktionen des Künstlers ist von Alters her die des Seismografen der Gesellschaft, er kostet vor, stapelt hoch, justiert neu, bricht Tabus, lebt und spielt vor, tut als ob, tauscht die Rollen, stellt (sich oder sein Umfeld) verquer oder auf den Kopf. Mitunter geht er dabei sehr weit, überschreitet Grenzen und Gesetze, mal als scheiternde Existenz, experimentierfreudiger Dilettant, Andersdenkender, Sehnsüchtiger mit Hoffnungspotenzial. Nicht selten wird er aus verschiedenen Motiven selbst zum Täter oder mimt einen Kriminellen, weil er nur durch das Verlassen der Norm seiner Botschaft genügend Ausdruck zu verleihen glaubt, wie André Breton 1930 in seinem Manifest definierend bestätigt: „Der einfachste surrealistische Akt besteht darin, mit dem Revolver in der Hand auf die Straße zu laufen und so viel man kann blind in die Menge zu schießen.“ Bereits die Romantiker waren versessen auf Banditen, Hexen oder die Femme fatale, die entweder eine Art Gesellschaft außerhalb der Gesellschaft oder irrationale und unkontrollierbare Leidenschaften verkörperten. In unserem Programm sind wir daran interessiert, Parallelen, Wechselwirkungen, Abgrenzungen im Verhältnis zwischen Kunst und Verbrechen aufzuzeichnen, wir möchten prüfen, ob, wie Joseph Beuys meint, Künstler und Verbrecher wirklich Weggefährten sind, weil beide über eine verrückte Kreativität verfügen, ohne Moral sind, nur getrieben werden von der Kraft der Freiheit. Dass dabei ein eigener Wirtschaftskreislauf mit Arbeitsplätzen und Renditen entstand, sei uns ein Indiz, dass Kriminalität nicht nur negativ zu Buche schlägt. Vor allem geht es aber darum, zu ergründen, auf welche Art kriminelle Künstler und künstlerische Kriminelle unser Sein „nutzbringend“ verändern, uns mit unkonventionellen Lösungsangeboten aus der „Alternativlosigkeit“ führen, Freiräume öffnen, wo die Diktatur der Angepassten herrscht, Tabuisiertes in den Mittelpunkt stellen, repressive Gewalt in reale (Auto)Aggression verwandeln, Überkommenes unterwandern.

Zeitungsartikel über die Ausstellung

TLZ: "Ausstellung zum Thema Kunst und Verbrechen in der ACC Galerie"

TA: "Mit krimineller Energie" beginnt heute die neue Ausstellung im ACC Weimar

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